Antibiotika

WHO: Mehr Kompetenzen für Apotheker

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Berlin -

Apotheker haben laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) besonders gute Voraussetzungen, um den sachgemäßen Gebrauch von Antibiotika zu fördern. Deshalb komme ihnen genauso wie politischen Entscheidungsträgern und Angehörigen der Gesundheitsberufe eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen zu. Zum Europäischen Antibiotikatag am 18. November ruft die WHO zu einer Stärkung der pharmazeutischen Kompetenzen auf.

„Wir müssen uns von dem Konzept der Apotheke als einem Geschäft abwenden und eine Kultur der pharmazeutischen Einrichtungen entwickeln“, sagte Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa. „Dieser Prozess ist in einigen Ländern bereits im Gange, aber wir müssen ihn überall etablieren.“

Da Apotheker Medikamente an Patienten abgeben, sind sie laut Jakab wichtige Verbündete im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen. „Dementsprechend müssen sie in die Lage versetzt werden, in Bezug auf den sachgemäßen Umgang mit Antibiotika präzise zu informieren und zu beraten.“

Apotheker könnten auf vielfältige Weise zur Verhinderung der Entstehung antimikrobieller Resistenzen beitragen: Als „wirksames Bindeglied zwischen verschreibenden Ärzten und Patienten“ müssten sie ihre Position effektiver dazu nutzen, einen umsichtigen Umgang mit Antibiotika zu fördern. Positive Beispiele für eine solche Praxis fänden sich beispielsweise in Belgien, Frankreich, Norwegen, Spanien, den Niederlanden und Großbritannien.

Ein anderer wirksamer Weg zur Förderung einer umsichtigen Anwendung ist laut WHO die Steuerung des Antibiotikagebrauchs: Apotheker müssten dabei die Dosierung und Dauer der Therapie überwachen, sich mit Ärzten konsultieren und Patienten beraten. Die Steuerung des Antibiotikagebrauchs ist laut WHO in mehr als der Hälfte der an der Untersuchung beteiligten Länder Bestandteil der Lehrpläne und der Postgraduiertenausbildung für Ärzte beziehungsweise Apotheker. Allerdings habe dieser Prozess noch nicht genügend Dynamik entwickelt.

Darüber hinaus wird aufgrund der zunehmenden Verfügbarkeit von Instrumenten zur Schnelldiagnose eine zielgenauere Antibiotikabehandlung möglich. Schließlich kann die regelmäßige Erhebung von Daten über Verschreibung, Verkauf und Verwendung von Antibiotika umfassend dazu beitragen, ihren Verbrauch zu kontrollieren und zu dokumentieren.

Nach neuesten Untersuchungen sind mehr 40 Prozent aller Antibiotikaverschreibungen unsachgemäß. Dies ist laut WHO vor allem auf den Einsatz von Antibiotika bei Erkältungen und Halsschmerzen zurückzuführen, die meist durch virale Infektionen verursacht werden, gegen die antibakterielle Mittel nicht wirken. Darüber hinaus bestehe in manchen Ländern eine Tendenz zur Selbstmedikation.

Drei Monate lang hatte die WHO den Antibiotikaeinsatz in Europa untersucht. 43 von 53 angeschriebenen Ländern antworteten. Fazit: In 19 Ländern können gewisse Antibiotika rezeptfrei erworben werden. In der Regel kann dabei jeder Verbraucher Antibiotika ohne Rezept oder Diagnose erwerben und nach eigenem Ermessen anwenden. In fünf Ländern können Verbraucher Antibiotika rezeptfrei im Internet erwerben. In 12 Ländern sind Antibiotika aus anderen Quellen als Apotheken beziehen, etwa auf dem Schwarzmarkt oder in Tierkliniken.

Die Ergebnisse der Untersuchung sind in einen neuen Bericht der WHO mit dem Titel „Rolle von Apothekern bei der Förderung einer umsichtigen Verwendung antimikrobieller Mittel und der Verhinderung der Entstehung antimikrobieller Resistenzen“ eingeflossen.

Er wurde vom WHO-Regionalbüro in Abstimmung mit dem EU-Apothekerverband PGEU, dem Europharm Forum und dem bei der Dänischen Hochschule für pharmazeutische Praxis (Pharmakon) angesiedelten Kooperationszentrum der WHO für Arzneimittelpolitik und pharmazeutische Praxis ausgearbeitet.

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