Kommentar

Ampel-Krise – Apotheken-Chance

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Berlin -

Wenn die Stimmung so richtig im Keller ist, kann es nur noch aufwärts gehen. So lautet eine alte Regel an der Börse, die sich hoffentlich auf die Politik übertragen lässt. Für die Apotheken könnte die Krise der Ampel jedenfalls eine echte Chance sein. Ein Kommentar von Patrick Hollstein.

Man kann zur FDP und ihrer Rolle beim krachenden Zusammenbruch der Ampel stehen, wie man will: Fest steht, dass die Liberalen von Anfang an die Außenseiter in dieser Koalition waren und dass es zumindest im Fall der umstrittenen Apothekenreform kein Geringerer als Parteichef Christian Lindner war, der den Apothekerinnen und Apothekern zuhörte, ihre Bedenken ernst nahm und sich dem Vorhaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in den Weg stellte.

Dass Lindner überhaupt auf das Thema aufsprang und ein sang- und klangloses Durchwinken im Kabinett verhinderte, hat mit dem Einsatz des Berufsstands zu tun, der mehr als ein Jahr lang gegen Lauterbachs Reformagenda auf die Barrikaden gegangen war. Teils wurde der Protest auf die Straße getragen, teils wurden Abgeordnete in die Apotheken eingeladen und in persönlichen Gesprächen über die Probleme informiert.

Diese Arbeit wird sich nach dem Scheitern der Ampel erst recht auszahlen. Denn Lauterbach war die Kritik schlichtweg egal, und der Politikstil von SPD und Grünen war davon geprägt, aus falscher Rücksichtnahme gegenüber dem eigenen Minister jeglichen offenen Diskurs zu vermeiden.

Auch das ist eine Lehre aus der Ampel: Wenn Politik sich offen gibt, in Wirklichkeit aber einmauert, wird sie blind für die Wirklichkeit und ebenso kalt wie nutzlos für die Bürgerinnen und Bürger.

Lauterbach & Co. haben gedacht, dass sie mit den Apotheken leichtes Spiel hätten. Denn der Berufsstand galt politisch als konservativ und träge. In der Krise hat sich gezeigt, dass sich die Patientinnen und Patienten auf die Apotheken verlassen können. Während Günther Jauch im Dienste der Versender eine schöne neue Welt beschwört, haben Apothekerinnen und Apotheker den Finger in die Wunde gelegt. Auch hier zeigt sich, was echte Inhaberschaft bedeutet und wo der Unterschied zu reinen Kapitalinteressen liegt, die unter Inkaufnahme von exorbitanten Verlusten nicht auf Versorgung, sondern vor allem auf Zerstörung aus sind.

Mit Blick auf den politischen Neustart ist ein weiteres konsequentes Engagement der Apotheken gefragt. Denn ihr Einsatz hat längst die öffentliche Meinung gedreht: Oft waren es erstaunte Gesichter, in die Apothekerinnen und Apotheker bei ihren politischen Gästen geblickt haben. Das habe man ja gar nicht gewusst, wurde häufig gesagt. Selbst die Medien, die früher reflexartig in Stereotypen verfielen, haben dank des Einsatzes der Apothekenteams erkannt, dass die Klagen und Proteste der Apothekerschaft einen bitteren Kern haben.

Auch wenn viele Kolleginnen und Kollegen jetzt auf eine bürgerlich geführte Koalition hoffen, in der die Parteien die Versprechen einlösen, die sie als Opposition gegeben haben: Der Erfolg wird auch in einer neuen Regierung vor allem von ihrem eigenen Einsatz für die Sache abhängen. Die Proteste der Jahre 2023 und 2024 haben gezeigt, dass der Berufsstand für sich und die Patientinnen und Patienten eintritt. Das muss auch künftig das Leitmotiv sein.

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