Booster-Kampagne und Impfpflicht

Ampel bespricht Booster-Apotheken

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Berlin -

Die voraussichtlichen Ampel-Koalitionäre erwägen Corona-Auffrischungsimpfungen in Apotheken. Das erklärten Gesundheitspolitiker von SPD, Grünen und FDP am Freitag in Berlin vor Beginn eines gemeinsamen „Praxis-Panels“, auf dem konkrete Maßnahmen zur Beschleunigung der Booster-Impfungen erörtert werden.

Schnelles Handeln ist gefragt: Die Infektionslage eskaliert zusehends, die Impfzahlen stagnieren. Nicht nur bei der Erstimmunisierung ist mittlerweile höchste Eile gefordert, sondern auch bei der Verabreichung von Booster-Impfungen. Die voraussichtlichen Koalitionäre seien „aufgerufen, eine Booster-Impfkampagne mit einer nationalen Impfallianz auf den Weg zu bringen, die dafür sorgt, dass wir die Infektionsdynamik brechen und verhindern, dass gerade bei hochaltrigen Patienten und vulnerablen Gruppen neuerliche hohe Todeszahlen einen viel zu hohen denkbaren Verlust in unserer Gesellschaft produzieren“, erklärte Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen am Freitag im Bundestag.

Dazu tagen die Vertreter der Ampelparteien am Freitag ausgiebig „mit Menschen, die vor Ort praktische Erfahrung haben“, wie die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, Sabine Dittmar, es ausdrückt. „Es ist jetzt nicht die Zeit der Theorie, sondern die Zeit der Praxis. Deshalb reden wir heute auch nicht vornehmlich mit Verbänden, mit Theoretikern, sondern es geht darum, wie in der Praxis ein Impftempo durch den Einbezug von Betriebsärzten, mobilen Impfteams, von Apotheken, von Hausärzten in der gesamten Fläche des Landes bekommen, um eine größtmögliche Zahl von Menschen innerhalb kurzer Zeit mit Booster-Impfungen zu versorgen“, so Dahmen.

Um möglichst vielen Menschen in kurzer Zeit die Möglichkeit einer Impfung zukommen zu lassen, müssten neue Wege gegangen werden. „Dann wird es nicht so gehen, dass wir Schema F machen wie immer und dann abwarten, sondern wir brauchen wirklich jede und jeden. Die Frage, wie das technisch geht, logistisch, operativ, in der Organisation, wen wir alles noch mit einbeziehen können – genau darum geht es heute“, erklärte Dahmen. Dittmar signalisierte ihre Zustimmung: „Ich persönlich bin offen dafür, dass wir auch über Apotheken sprechen, die boostern.“ Sie haben aus den Modellprojekten zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken „bisher keine negativen Rückmeldungen gehört“, weshalb am Freitag auch eine Einbeziehung von Apotheken in eine mögliche Booster-Kampagne besprochen werden solle.

Die Ergebnisse wolle sie dann mit in die Fraktionen nehmen und „schauen, ob man da entsprechende Positionen erarbeiten kann“, so Dittmar, die explizit betonte, dass nur Booster-Impfungen in Apotheken im Gespräch seien, keine Erstimmunisierung. „Ich ganz persönliche meine, wer die erste und zweite Impfung gut in einem Impfzentrum oder einer Praxis vertragen hat, den kann man auch in einer Apotheke boostern“, so Dittmar. FDP-Vertreterin Christina Aschenberg-Dugnus äußerte sich nicht zum Thema.

Uneinigkeit bei Impfpflicht

Weniger Einigkeit herrscht bei einer anderen Maßnahme, die die Impfzahlen befördern könnte: Die möglichen Koalitionäre wollen nach eigenen Angaben auch eine Impfpflicht diskutieren. Dahmen positionierte sich klar in der Diskussion über eine Impfpflicht für Pflegeberufe: Wer für andere Menschen Verantwortung trage, habe in dieser wichtigen Phase der Pandemie nicht nur eine Entscheidung über seine eigene Gesundheit zu treffen. Das gelte nicht nur für Pflegekräfte und Ärzte, sondern auch für andere Menschen, die in entsprechenden Einrichtungen beschäftigt sind, wie Reinigungs- und Küchenpersonal. „Ich gehe davon aus, dass wir eine einrichtungsbezogene Impfpflicht brauchen werden. Wahrscheinlich werden wir dort in den nächsten Wochen eine berufsgruppenspezifische Impfpflicht einführen müssen“, so Dahmen.

Dittmar zeigte sich offen für den Vorschlag, es handele sich um eine Diskussion, „der wir uns nicht entziehen werden können. Wir werden die in meiner Fraktion auch sehr offen führen.“ Verhaltener klang die Reaktion aus der FDP: Zwar werde man sich „selbstverständlich der Diskussion stellen“, so Aschenberg-Dugnus. „Aber für uns ist auch wichtig, ob wir das mit milderen Mitteln auch erreichen können“. Sie warnte, dass eine Impfpflicht zum Verlust von Pflegekräften führen könne, die „wertvoll wie Gold seien“. Wichtiger sei es, mehr Menschen zu überzeugen und vor allem junge Menschen zu erreichen, die noch Zweifel haben oder schlecht informiert sind.

Kein Thema sei hingegen ein neuer Lockdown wie in der Vergangenheit. „Der Lockdown steht nicht zur Debatte in den Diskussionen“, so Dittmar. Er wäre angesichts der Impfquote auch „schwerlich durchsetzbar.“ Allerdings seien Länder und Kommunen auch in der Lage, eigenverantwortlich Maßnahmen zu erlassen und beispielsweise Veranstaltungen wie Weihnachtsmärkte unter Verweis auf die aktuelle Infektionslage nicht zu genehmigen. Aschenberg-Dugnus betonte, die getroffenen Maßnahmen müssten „immer ganz konkret am Infektionsgeschehen“ sein, Diskussionen über „eine Maßnahme für alle“ seien nicht richtig und nicht umsetzbar. Auf welche Maßnahmen sich die voraussichtlichen Koalitionäre einigen, wollen sie im Anschluss an das „Praxis-Panel Impftempo“ verkünden.

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