Patentgeschützte Arzneimittel

AMNOG-Report: Trotz Gesetz steigende Ausgaben Laura Schulz, 19.07.2024 14:22 Uhr

Trotz gesetzlicher Kostenbremse steigen die Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel – vor allem im Klinikbereich. Foto: Andrey Popov - stock.adobe.com
Berlin - 

Die Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel nahm erneut der neue AMNOG-Report der DAK-Gesundheit unter die Lupe. Demnach seien die Kosten trotz der Maßnahmen des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes (GKV-FinStG) weiter ungebremst angestiegen. Wissenschaftler:innen unter anderem von der Universität Bielefeld analysierten die Lage und zeigten Schwachstellen und „blinde Flecken“ im AMNOG-System auf, so die DAK.

GKV-weit sind die Ausgaben dem Report zufolge von Februar bis April 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf durchschnittlich 2,54 Milliarden Euro pro Monat gestiegen. Die patentgeschützten Arzneimittel machten dabei 50 Prozent der Gesamtausgaben für Arzneimittel aus. In Kliniken seien 2023 insgesamt 1,2 Milliarden Euro für patentgeschützte Arzneimittel ausgegeben worden. Auch hier stellt die Krankenkasse eine Steigerung um 132 Prozent binnen fünf Jahren fest.

Im Zeitraum Februar bis April 2022, also vor dem GKV-FinStG, lagen die monatlichen GKV-Ausgaben für patentgeschützte Arzneimittel (auf Ebene des Apothekenverkaufspreises) bei 1,86 Milliarden Euro. 2023 waren es im gleichen Zeitraum schon 2,16 Milliarden Euro, 2024 dann noch einmal knapp 400 Millionen Euro höher.

Politik gefordert

„Die ungebremste Ausgabendynamik auf dem Arzneimittelmarkt ist eine enorme Herausforderung für die Finanzstabilität der GKV. Durch die inkonsequenten politischen Maßnahmen gibt es jetzt einen enormen Handlungsdruck“, sagt DAK-Vorstand Andreas Storm. „Wir brauchen deshalb dringend eine einnahmenorientierte Ausgabenpolitik. Die Leistungsausgaben dürfen nicht schneller steigen als die Einnahmen, denn das können die Versicherten und die Wirtschaft auf Dauer nicht verkraften. Dies muss auch Konsequenzen für den Arzneimittelbereich haben. In Zeiten von Rekordausgaben und gleichzeitiger Rekordsteigerung der Umsätze ist es völlig unangemessen, weitere Maßnahmen auf Kosten der Beitragszahlerinnen und Beitragszahler zu beschließen.“

Allzeittief bei Neueinführungen

Trotz der steigenden Kosten gebe es kaum einen Mehrwert: Mit 8 Prozent lag der Anteil der Marktneueinführungen mit erheblichem oder beträchtlichem Zusatznutzen auf einem Allzeittief, so die DAK. Laut Report zeichne sich ab, dass sich die Dynamik in diesem Jahr weiter verschärfe. Die verabschiedeten Maßnahmen hätten somit „noch keine ausreichende Wirkung entfaltet“. Mit dem erhöhten Herstellerabschlag sei die Maßnahme mit dem größten Einsparvolumen zudem schon wieder ausgelaufen, befindet die Kasse.

Blinder Fleck Krankenhausbereich

Als unterschätzten Punkt und „blinden Fleck“ bezeichnen die Autoren des AMNOG-Reports die Ausgabenentwicklung bei patentgeschützten Arzneimitteln im Krankenhausbereich. Die Relevanz werde zunehmen, da der Anteil der hochpreisigen patentgeschützten Arzneimittel im stationären Bereich weiter steige. „Wir brauchen Transparenz über die tatsächlichen Kosten im Arzneimittelbereich, deren blinde Flecken wie dem Krankenhausbereich und eine offene Diskussion, wie die GKV diese stemmen soll. Und wir brauchen konkret Maßnahmen zur langfristigen Stabilisierung der Ausgaben“, sagt Andreas Storm.