Gesundheitsreform

AMNOG gerät ins Kreuzfeuer Benjamin Rohrer, 01.03.2011 15:33 Uhr

Berlin - 

Das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) stößt zwei Monate nach seinem Inkrafttreten auf heftigen Widerstand aller Beteiligten. Bei einer Diskussionsveranstaltung des Branchenverbandes Pro Generika kritisierten Apotheker, Krankenkassen und Generikahersteller insbesondere die Mehrkostenregelung und die Packungsgrößenverordnung. Während die Verbände dem Gesetz kein langes Überleben zusprechen, weist die CDU die Schuld von sich und verweist auf den Koalitionspartner.

Durch das AMNOG habe sich in den Apotheken zu viel Erklärungsbedarf ergeben, monierte Dr. Peter Homann, stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV). „Wir wollen Pharmazie machen und sind keine Bürokraten“, so Homann. Gerade die Packungsgrößenverordnung sei „hirnrissig“: „Das hat in den Apotheken zum Chaos geführt“. Homann warnte vor hohen Retaxierungen, die sich nach Ablauf der Übergangsregelung für die Apotheken ergeben könnten. „Das Gesetz schreit nach einem Reparaturgesetz.“

Unterstützung erhielt Homann von Professor Dr. Herbert Rebscher, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK). „Die Packungsgrößenverordnung ist der klassische Fall einer Regelung, die von Personen entworfen wurde, die keine Ahnung vom Praxisalltag haben“. Die Politik solle die Zeit der Friedenspflicht nutzen, um die Regelung grundsätzlich zu überarbeiten.


Auch die Mehrkostenregelung geriet ins Kreuzfeuer. Bislang hätten lediglich etwa 600 DAK-Versicherte von der Regelung Gebrauch gemacht, sagte Rebscher. „Wir erstatten maximal 55 Prozent der Alternativpräparate. Kein Wunder, dass das keiner nutzt“, sagte Rebscher. Auch die Generikaindustrie sieht keine Vorteile durch die Regelung: „Generikaunternehmen leben von der Masse“, so Ratiopharm-Chef Dr. Sven Dethlefs.

Dethlefs forderte eine Überarbeitung der Mehrkostenregelung. So müsse diskutiert werden, ob man von den Patienten eine Pauschale verlangen könnte. „Die Kostenerstattung ist nichts Schlechtes“, so Dethlefs. Er habe daher die Vermutung, dass die Regelung eingeführt wurde, um die Kostenerstattung unbeliebt zu machen.

Die schwere Aufgabe, das AMNOG zu verteidigen, hatte die CDU-Abgeordnete Karin Maag, Mitglied des Gesundheitsausschusses des Bundestages. Dass die Packungsgrößenverordnung in den Apotheken für viel Verwirrung gesorgt hat, gab Maag zu: „Hier überlegen wir ernsthaft, ob weitere Umstellungen notwendig sein werden“.

Die Mehrkostenregelung verteidigte die Unionspolitikerin jedoch: „Bei so wenigen Fällen halte ich es für zumutbar“, erklärte Maag. In Bezug auf die Rabattverträge und einem etwaigen Erklärungsbedarf nahm Maag auch die Pharmazeuten in die Pflicht: „Wir setzen auf die Apotheker“. Ihre Partei nahm Maag aus der Schusslinie: „Wir sind eine Koalition und müssen auf Ausgleich mit dem Koalitionspartner bedacht sein“.