Ambulante Versorgung: Jeder vierte Arzt ist angestellt APOTHEKE ADHOC, 08.04.2021 15:05 Uhr
Die Bundesärztekammer (BÄK) sorgt sich um ihren Nachwuchs: Zwar stieg die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte sowie die der Facharztanerkennungen leicht um 1,7 beziehungsweise 0,6 Prozent. Jedoch fiel der Zuwachs deutlich geringer aus als in den Vorjahren. Bei den jungen Ärztinnen und Ärzte aus dem Inland, die sich erstmalig bei einer Landesärztekammer anmeldeten, verzeichnet die Statistik sogar einen Rückgang um 1,1 Prozent.
„Wir betrachten diese Entwicklung mit Sorge. Denn wir brauchen dringend eine ausreichende Anzahl von Ärztinnen und Ärzten, um die Folgen des anhaltenden Trends zur Teilzeitarbeit, des steigenden Durchschnittsalters der Ärzteschaft und des demografischen Wandels zu bewältigen. Sinkt die Zahl der zur Verfügung stehenden Arztstunden, wird das nicht gelingen“, warnte Reinhardt mit Blick auf den hohen Behandlungsbedarf in einer älter werdenden Gesellschaft.
Ein Problem ist der anhaltende Trend zur Arbeit im Angestelltenverhältnis: Mehr als ein Viertel aller Mediziner:innen im niedergelassenen Bereich sind angestellt tätig.
Das gebremste Wachstum betrifft fast alle Bereiche der Gesundheitsversorgung: Bei den im Krankenhaus tätigen Ärztinnen und Ärzte gab es ein Plus von 2,3 Prozent (Vorjahr: +2,7 Prozent). Die Zahl der ambulant tätigen Ärzte stieg um 1,0 Prozent (Vorjahr: +1,6 Prozent). Am stärksten war der Einbruch des Wachstums in sonstigen Tätigkeitsbereichen (+1,3 Prozent; Vorjahr: +6,2 Prozent).
Auch bei den Facharztanerkennungen fiel der Zuwachs im Jahr 2020 geringer aus. Er stieg lediglich um 0,6 Prozent (Vorjahr: +3,3 Prozent) auf knapp 14.000 an.
Für etwas Entlastung konnte die Zuwanderung aus dem Ausland sorgen. So ist die Zahl der in Deutschland gemeldeten ausländischen Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2020 um 6,8 Prozent (Vorjahr: +7,9 Prozent) auf rund 56.000 Personen gestiegen. Treibende Kraft waren dabei Ärzte aus Ländern außerhalb der EU (+11,1 Prozent; Vorjahr: 11,9 Prozent). Bei den Ärzten aus EU-Ländern war ein Plus von lediglich 1,5 Prozent zu verzeichnen (Vorjahr: +3,3 Prozent).
Ebenfalls vorteilhaft wirkt sich der deutliche Rückgang der ins Ausland abwandernden Ärztinnen und Ärzte aus. Im Jahr 2020 wanderten mit knapp 1700 Personen rund 10 Prozent weniger Ärzte ab als noch im Vorjahr. Insbesondere die Abwanderung von Ärzten mit deutscher Staatsangehörigkeit ging um rund 17 Prozent auf rund 900 Personen zurück. Die beliebtesten Zielländer waren, wie in den Vorjahren, die Schweiz und Österreich.
Sorge bereitet der BÄK weiterhin die Entwicklung des Altersdurchschnitts der deutschen Ärzteschaft. So bestätigen die aktuell erfassten Zahlen die Tendenz zur Stagnation des Anteils der Ärztinnen und Ärzte unter 35 Jahre (19,1 Prozent; Vorjahr: 18,9 Prozent). Der Anteil der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte, die das 60. Lebensjahr bereits vollendet haben, steigt kontinuierlich an. Knapp 34.000 Ärzte (8,2 Prozent; Vorjahr: 8,0 Prozent) erreichten bereits das 66. Lebensjahr und somit das Renteneintrittsalter.
Weitere knapp 52.000 berufstätige Ärzte (12,6 Prozent; Vorjahr: 12,2 Prozent) sind zwischen 60 und 65 Jahre alt. Der Anteil der Ärzte, die sich mittlerweile im Ruhestand befinden, stieg im Vergleich zum Vorjahr um 4 Prozent an.