Altarzneimittel

Umweltschützer: Arzneimüll in die Apotheken

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Berlin -

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) fordert ein einheitliches Sammelsystem für Altmedikamente in Apotheken. Arzneimittel seien unverzichtbar für einen hohen Lebensstandard, gefährdeten jedoch zunehmend Umwelt und Trinkwasser, kritisierte der Verband.

Im Zentrum des einheitlichen Rücknahmesystems sollen die Apotheken stehen: Verbraucher müssten auf bundeseinheitliche Rückgabemöglichkeiten in Apotheken zurückgreifen können, über die sie bereits beim Kauf der Arzneimittel informiert werden, so die DUH. Die Kosten für das Sammel- und Entsorgungssystem sollen demnach im Sinne der Produktverantwortung die Arzneimittelhersteller tragen.

Weitere Sammelstellen in Drogerien, Verbrauchermärkten und Reformhäusern sieht die DUH nicht vor: Da dort keine apothekenpflichtigen oder hochwirksamen Präparate verkauft würden, sei eine verpflichtende Sammlung in diesen Märkten nicht sinnvoll.

Seit 2004 verpflichtet demnach eine EU-Richtlinie die Mitgliedstaaten, Sammelsysteme für abgelaufene oder ungenutzte Medikamente einzurichten. Deutschland habe die Vorgabe bis heute nicht umgesetzt, kritisierte die DUH. Arzneimittel über den Hausmüll zu entsorgen sei bis auf wenige Ausnahmen, beispielsweise Zytostatika, erlaubt. Damit umgehe Deutschland die Einführung eines eigenen Rücknahmesystems. Ein solches sei aber dringend nötig, da immer noch Altmedikamente durch Waschbecken oder Toiletten entsorgt würden.

„Altmedikamente belasten Grund- und Trinkwasser, schädigen die Natur und landen über die Nahrungskette schließlich auch beim Menschen“, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Für die Wirkstoffe Ethinylestradiol, Estradiol und Diclofenac plant die EU demnach Grenzwerte. Für Ibuprofen und Carbamazepin soll es weitere Messungen geben.

Das kommunale Abwasser sei in Bezug auf die Menge der wichtigste Eintrittspunkt von Arzneimitteln in die Umwelt, so die DUH. Einige wirksame Substanzen können demnach in den Kläranlagen nicht ausreichend herausgefiltert werden.

Seit 2009 gibt es in Deutschland kein einheitliches Entsorgungssystem mehr. Bis dahin hatten die Hersteller das Abholsystem „Remedica“ finanziert, mit dem Altmedikamente und die Verpackung entsorgt wurden. Mit einer Änderung der Verpackungsordnung waren die Hersteller dann dazu verpflichtet worden, die Verpackungen zu lizenzieren, so dass sie über die gelbe oder blaue Tonne beziehungsweise den Glasmüll entsorgt werden können. Das parallele Entsorgungssystem über die Apotheken lohnte sich daher für die Hersteller nicht mehr.

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