Kammerversammlungen in Westfalen-Lippe & Nordrhein

AKWL: Schon 20 Schließungen 2024 Laura Schulz, 05.06.2024 18:56 Uhr

In NRW haben die beiden Kammerversammlungen heute zum letzten Mal in dieser Wahlperiode getagt. AKWL-Chefin Gabriele Regina Overwiening berichtete unter anderem von bereits 40 bekannten Schließungen 2024. Foto: AKWL/Sokolowski
Berlin - 

Derzeit wählen die stimmberechtigten Apothekerinnen und Apotheker in den beiden Kammerbezirken Nordrhein und Westfalen-Lippe ihre neue Delegiertenversammlung. Die bisherigen Vertretungen sind heute für ein letztes Mal in dieser Konstellation zusammengekommen. Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening hat in ihrer Funktion an der Spitze der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) noch einmal einen Appell in Richtung Politik gehalten. Die anstehende Apothekenreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) könnte jederzeit kommen.

Im vergangenen Jahr sei viel passiert, es gab eine bundesweite Protestaktion des Berufsstandes, weitere 500 Apotheken schlossen ihre Türen, ein Zehntel davon in Westfalen-Lippe. Doch auf die Apothekenreform oder gar ein Apothekenstärkungsgesetz warten Apotheken weiterhin. „Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach weiß von dieser bedrohlichen Entwicklung, die sich von Monat zu Monat verschärft, unternimmt aber rein gar nichts, um die Apotheken zu stabilisieren“, kritisiert die Kammerpräsidentin. Dabei habe dieser im persönlichen Gespräch zuletzt aber immerhin positive Signale gesendet.

Es herrsche eine „Misstrauenskultur“ seitens der Bundesregierung gegenüber der Apothekerschaft: „Vertrauen Sie endlich auf die Kräfte und die intrinsische Motivation der freien Heilberufe und lassen Sie uns die enormen Herausforderungen in einem konstruktiven Miteinander angehen!“, appellierte sie an die Politik.

Mindestens 40 Schließungen in 2024

Auch die erreichten Meilensteine der Kammerarbeit in der fast vergangenen Wahlperiode thematisierte Overwiening, wie die Beteiligung der Apothekerschaft an den Corona-Impfzentren oder das Gemeinschaftsprojekt „Stationsapotheker:in NRW“. Doch diese Erfolge helfen angesichts der schwindenden Apotheken wenig: 2005 sicherten noch 2246 Betriebsstätten im Kammerbezirk die Versorgung. Zum 31. Mai 2024 waren es nur noch 1692 Apotheken, davon 456 Filialen. Für das laufende Jahr standen 20 Schließungen nur zwei Neugründungen gegenüber; 20 weitere Schließungen werden für die kommenden Monate bereits erwartet. Ende 2024 käme man so auf knapp 1650 Apotheken in Westfalen-Lippe.

Millionen für Bau-Projekte

Auch etwa 1,5 Millionen Euro wurden in der Kammerversammlung aus den Rücklagen freigegeben: Demnächst soll das Flachdach des Apothekerhauses am münsterischen Aasee saniert und die Fenster teils modernisiert werden, das Kammergebäude bekommt eine Photovoltaikanlage. Eine ähnlich hohe Summe wie für den Ausbau des eigenen Gebäudes soll die Sanierung des Zentrallaboratoriums der Apotheker in Eschborn ermöglichen, an der sich alle Mitgliedskammern per Umlage beteiligen sollen. Noch einmal genauso viel soll für die Sanierung des Zentrallaboratoriums der Apotheker in Eschborn dazugegeben werden – wie von allen Kammern.

Nordrhein schwört sich ein

Auch der Präsident der Apothekerkammer Nordrhein (AKNR), Dr. Armin Hoffmann, schaute auf seine vergangenen fünf Jahre an der Spitze der Kammer zurück. Die Bewältigung der Corona-Pandemie beherrschte vieles. Insgesamt sei vieles positiv gelaufen, bei wesentlichen Punkten sei man hingegen nicht wirklich weitergekommen, heißt es. „Seit vier Jahren fordern wir eine bessere Honorierung für die Apotheken vor Ort, doch in den Eckpunkten von Minister Lauterbach taucht dazu nichts auf“, so Hoffmann.

Für die laufende Kammerwahl erhofft er sich eine hohe Wahlbeteiligung. „Forderungen nach einer fairen Vergütung – aus einem selbstverwalteten Beruf heraus – das hängt natürlich auch mit einer starken Standesvertretung zusammen.“ Auch der stellvertretende Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Sebastian Berges, plädierte für eine starke Standesvertretung: „Freie Meinungsäußerung und Kritik derer, die sich ehrenamtlich vielleicht nicht engagieren, ist richtig und wichtig – als Berufsstand dürfen wir uns aber nicht auseinanderdividieren lassen.“