Praxishonorare

Akupunktur für die Kassen dpa, 10.09.2012 08:46 Uhr

Berlin - 

Mit „gezielten Nadelstichen“ starten die Kassenärzte heute ihre Protestaktionen im Honorarstreit mit den Krankenkassen. In erster Linie soll zunächst die Kassen-Bürokratie ins Visier genommen werden. Die Ärzte wollen keine Bonushefte mehr ausfüllen, schriftliche Anfragen der Krankenkassen nicht beantworten und Gespräche mit Kassenmitarbeitern nur noch vor 8 und nach 20 Uhr führen. Die Patienten sollen so zunächst nicht unter den Protestaktionen leiden.

 

Unmittelbar vor Beginn hatten die Standesorganisationen zu einer massiven Beteiligung aufgerufen. Die Ärzte sollten ihrem angestauten Unmut so den nötigen Nachdruck verleihen und ihre Bereitschaft zu weiteren Schritten deutlich machen, verlangte der Chef des Hartmannbundes, Klaus Reinhardt, am Sonntag. Er betonte zugleich: „Niemand legt es darauf an, am Ende möglicherweise auch seine Patienten vor der Tür stehen zu lassen.“

Er hoffe noch immer, dass die Krankenkassen in eine vernünftige Verhandlungsposition einlenkten, erklärte Reinhardt. Er kritisierte: „Es geht den Kassen schon längst nicht mehr nur ums Geld. Sie ringen um Macht und Gestaltungshoheit im Gesundheitswesen.“

Setzten die Kassen sich durch, stünde am Schluss eine Gesundheitspolitik ausschließlich nach den Vorstellungen der Kostenträger. Dem Arzt bliebe die Rolle als bloßer Erfüllungsgehilfe. Die Patienten sollten nun durch eine Aufklärungskampagne in den Praxen von der Notwendigkeit des Widerstandes gegen die Kassenpolitik überzeugt werden.

 

 

Eine nächste Verhandlungsrunde ist für den 15. September geplant. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) war in dem für die Honorare entscheidenden Gremium, dem Erweiterten Bewertungsausschuss mit ihrer Forderung nach 3,5 Milliarden Euro mehr für 2013 nicht durchgekommen. Geben soll es 270 Millionen Euro mehr.

Die AOK will derweil Fakten schaffen: „Damit die Ärzte trotz der Klage ihrer Standesvertreter die höhere Vergütung von immerhin 1800 Euro bekommen können, werden die Krankenkassen im Erweiterten Bewertungsausschuss den sofortigen Vollzug des Beschlusses beantragen“, sagte der Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, Jürgen Graalmann, dem Darmstädter Echo.

Graalmann erinnerte daran, dass nach dem bisherigen Verhandlungsstand nur der Preis für die einzelne Leistung neu festgelegt worden sei. „In den weiteren Verhandlungen geht es nun darum, wie viele Leistungen die Ärzte zu diesem erhöhten Preis abrechnen dürfen.“