Medien berichten über Proteste

Aktionswoche beendet – und jetzt?

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Berlin -

Dass Magazine wie „Zeit online“ oder „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) über das veränderte Bild der Apotheken schreiben, ist schon selten. Aktuelle Aktionen der Apotheken vor Ort zeigen aber auch Autor:innen in den größeren Medienhäusern, dass hier längst nicht mehr alles heile Welt ist und dieser Versorgungszweig am Abgrund steht. Oder zumindest vor tiefgreifenden Veränderung mit Konsequenzen für die künftige Arzneimittelversorgung. Doch „Wir sehen rot.“ ist vorbei. Und jetzt?

Die Aktion mit den roten Shirts ist auch bei der „Zeit“ aufgefallen. Das Bild des Porsche fahrenden Apothekers sei ohnehin überholt, der Protest nachvollziehbar. Die Autorin des Beitrags streicht schnell hervor, dass Umsatz in den Apotheken bei Weitem nicht mit Gewinn in Relation zu setzen ist – auch wenn „die Zahlen des Branchenverbands auf den ersten Blick super aussehen“. Aber: „Viele geben auf, weil sich ihr Geschäft nicht mehr rechnet.“

Nachdem im Beitrag der „Zeit“ auch auf den Wirtschaftsbericht der Apotheken eingegangen wird, der vergangene Woche vom Deutschen Apothekerverband (DAV) vorgestellt wurde, geht es auch um die kommende Reform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Er will den Fixbetrag leicht erhöhen, dafür die prozentuale Beteiligung der Apotheker senken. Damit wird etwas Geld umverteilt – von den reicheren Apothekern zu den ärmeren. Das ist nur gerecht, wird aber das Apothekensterben kaum aufhalten“, so die Autorin.

Um der sinkenden Zahl von Apotheken – durch vermeintlich fehlende Apotheker:innen – entgegenzuwirken, sei zusätzlich das Konzept der Light-Apotheken ins Spiel gebracht worden. „Besser als nichts, mag man sagen. Aber dann kann man seine Medikamente eigentlich auch gleich im Internet bestellen“, so der Beitrag. „Nur darf man sich dann halt nicht wundern, wenn man nachts, am Sonntag oder Feiertag in der näheren Umgebung keine Notdienst-Apotheke findet. Die gibt es dann nicht mehr“, heißt es abschließend.

„Die Sorgen von Menschen wie Magdalena Goerlich“

Auch „Eine Überdosis Wut“ aus der SZ berichtet von der Wirklichkeit hinter der für Patient:innen sichtbaren Apothekenkulisse. „Es gibt Dinge in einer Apotheke, von denen ahnen die meisten Kunden nichts. Da ist zum Beispiel die Sache mit der Schlafcouch.“ Anschließend bekommt der zumeist unwissende Leser eine Aufklärung darüber, wieso und weshalb in Apotheken eine Schlafmöglichkeit Vorschrift ist. Und warum die Arbeit als Apotheker:in viel Arbeit und Stress bedeutet.

Vor einer Woche wurde in der SZ über „Wir sehen rot.“ berichtet. Protest der Apotheker:innen habe es bereits im vergangenen Jahr gegeben, aber nicht so auffällig wie beispielsweise zuletzt bei den Bauern. „Weil sie keine riesigen Traktoren haben, mit denen sie Straßen blockieren könnten“, heißt es. Geschlossene Apothekentüren seien „nicht so spektakulär wie Traktoren vor dem Brandenburger Tor. Und natürlich gibt es weniger Apotheker als Bauern“, trotzdem habe damit eine Wirkung erzielt werden können.

Kulisse für den Beitrag ist die Flora-Apotheke von Magdalena Goerlich in Regensburg. Auch sie wollte sich an der Aktion mit der roten Kleidung beteiligen. Das Klischee über die Apothekerschaft versucht die SZ geradezurücken: „Schon beim letzten Mal hat es viele überrascht, dass Apothekerinnen und Apotheker so wütend sind. Ausgerechnet Apotheker. Sind das nicht wohlhabende Menschen in weißen Kitteln? Menschen, die in der Freizeit golfen gehen und lange Wochenenden in Kitzbühel oder Kampen verbringen?“ Die gebe es zwar auch, so der Beitrag, aber eben auch die Erkenntnis, dass es die Durchschnittsapotheke nicht gibt.

Anstrengende Notdienste, in denen es meist um Nicht-Notfälle geht, riskante Hochpreiser, ein Team in Teilzeit, während an der Inhaberin selbst 50 bis 60 Stunden hängen bleiben, ein sechsstelliger Kredit zum Apothekenkauf, den sie 2021 aufnahm, notwendige Rücklagen für die Zukunft: Goerlich ist wie viele andere aus dem Bereich mit Leib und Seele dabei, reich wird sie aber sicher nicht durch ihren Einsatz, stellt der Artikel heraus. „Goerlich stammt nicht aus einer dieser Dynastien, in denen Apotheken von Generation zu Generation weitergegeben werden, und das Geld gleich mit“, so der Beitrag.

Aufmerksamkeit droht zu verhallen

Für ein Medienecho haben die Shirt-Aktion und auch der DAV-Wirtschaftsbericht also schon einmal gesorgt. Das Bild der Apotheken – oder besser: der gut verdienenden Inhaber – ändern sie aber nicht unbedingt, wie viele der Kommentare unter dem „Zeit“-Artikel zeigen. Und auch der SZ-Beitrag ließ es sich trotz des sehr anschaulichen und realistischen Beispiels nicht nehmen, mehrfach darauf hinzuweisen, dass es eben auch die Apotheken mit Millionenerträgen gibt.

Der Protest vor Ort droht zu verhallen. Die Aktionswoche samt roter Shirts ist vorbei. Eine vormals in Erfurt angekündigte Demo fand nicht einmal statt. Immerhin: An der Umfrage können Patient:innen weiter teilnehmen.

Selbst die Apotheker:innen, die sich über die Abda-Aktion hinaus engagierten, gehen nicht wirklich in die Protest-Verlängerung. Angemalte rote Schaufenster wurden am Samstag (zum offiziellen Aktionsende) wieder sauber gewaschen und auch standespolitisch aktive Inhaber:innen wissen nicht so recht, ob der Protest der vergangenen Woche nun noch weitergetragen werden soll. Der Protest hatte von Anfang an ein Ablaufdatum. Nachhaltig ist das erst mal nicht. Welche Aktionen folgen, ist noch nicht klar.

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