Standesvertretung

Gassen: Ärzte brauchen Einigkeit

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Berlin -

Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Dr. Andreas Gassen, fordert eine Konzentration der Ärzte auf ihre Arbeit. Beim Deutschen Ärztetag in Düsseldorf kritisierte er den „Wirtschaftlichkeits-Rechenschieber im Kopf“ und eine auf der EU-Ebene angedachte stärkere Normierung von Gesundheitsdienstleistungen.

Es gebe nicht nur wegen der demographischen Entwicklung so viele Ärzte und Psychotherapeuten in Deutschland, sondern auch, weil es viele Menschen gebe, die sonst niemanden mehr hätten, der ihnen zuhöre, so Gassen: „Zuwendung hilft oft mehr als ein Rezept.“

Gassen hob die Vielfalt des deutschen Gesundheitswesens als seine Stärke hervor. Das umfasse auch die Zusammenarbeit aller medizinischen und nichtmedizinischen Professionen, allerdings nicht im Sinne der Substitution ärztlicher Leistungen. Einen „Arzt light“ dürfe es nicht geben.

Auch rief Gassen zur Einigkeit der ärztlichen und psychotherapeutischen Selbstverwaltung auf: „Wir müssen uns entscheiden, ob wir uns gemeinsam um einen fairen Interessenausgleich aller durch das KV-System vertretenen Gruppen bemühen wollen, oder ob es darum geht, das körperschaftliche System zu demontieren.“

In diesem Zusammenhang kritisierte Gassen auch den Koalitionsvertrag der Großen Koalition, in dem eine paritätische Verteilung der Haus- und Fachärzte in den Vertreterversammlungen von KBV und Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) gefordert wird. Zudem solle jede Gruppe über ihre eigenen Belange entscheiden. Das sei nicht rechtskonform, sagte Gassen. Bei einer dahingehenden Gesetzesänderung würde der Bundesmantelvertrag seine Geltung verlieren.

Die von der Großen Koalition geplante gesetzliche Termingarantie von vier Wochen bei Fachärzten stieß bei Gassen auf Kritik. Er legt es in der Frage auf einen Streit mit der Bundesregierung an. „Falls der Politik eine flexible Lösung nicht passen sollte und sie letztlich doch vorschreiben will, wie zu verfahren ist, dann werden wir uns nicht verbiegen“, sagte Gassen. Das Thema werde offenbar deshalb so hartnäckig verfolgt, weil es das Letzte sei, was von der Idee einer einheitlichen Bürgerversicherung übriggeblieben sei.

Das Bundesgesundheitsministerium habe der KBV signalisiert, auf enge gesetzgeberische Vorgaben verzichten zu wollen, wenn die Selbstverwaltung eine Lösungsmöglichkeit biete. „Das werden wir tun“, sagte Gassen. Die Ärzte würden sich der Diskussion nicht verweigern, wollten aber keine rigide und bundesweit einheitliche Vorgabe. Den Regionen sollten weitgehende Gestaltungsmöglichkeiten eingeräumt werden. Die Terminvergabe bei Fachärzten sei höchstens ein punktuelles Problem, so Gassen. Die Bestätigung für diese Auffassung erwartet er durch eine Versichertenbefragung durch die Forschungsgruppe Wahlen.

Auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, sagte, Ärzte könnten die Überweisung von Patienten besser selber organisieren als die geplante „Terminservicestelle“.

Studien belegten, dass drei Viertel der Patienten entweder gar nicht warten müssten oder innerhalb einer Woche einen Beratungstermin bei einem anderen Arzt bekämen. Im Koalitionsvertrag hatten Union und SPD vereinbart, für gesetzlich Versicherte die Wartezeit auf einen Arzttermin deutlich zu reduzieren.

„Wenn ein Arzt feststellt, dass ein Patient dringend zum Facharzt gehen muss, sind zügige Termine absolut gerechtfertigt. Das markieren wir gleich auf den Überweisungen“, sagte Montgomery dem Nachrichtenmagazin Focus. Dafür brauche man keine gesetzliche Regelung.Wenn hingegen ein Patient meine, er benötige schnell ein Hautarzt-Screening, werde er weiter etwas warten müssen. „Ungebremste Leistungsversprechen und gedeckelte Budgets – das passt nicht zusammen“, so Montgomery.

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