Während Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) wegen möglicher neuer Engpässe besorgt ist, schlägt die Kassenärztliche Vereinigung (KV) bereits Alarm: Es fehlten längst Medikamente in den Praxen.
Bei einer Umfrage berichteten demnach 82 Prozent der mehr als 430 teilnehmenden Praxen, dass ihre Patient:innen schon heute nicht mehr alle benötigten Medikamente erhielten. Mangelware seien Antibiotika (62 Prozent), gefolgt von Blutdruckmitteln (20 Prozent). Bei Fieber- und Schmerzmitteln hat sich die Lage vorerst entspannt (je 9 Prozent). Häufig genannt wurden auch Asthmamedikamente und Augentropfen.
73 Prozent der Befragten berichten, dass die Engpässe bereits seit mindestens mehreren Monaten bestehen; davon meint knapp die Hälfte, dass diese bereits seit dem letzten Jahr andauern.
61 Prozent der Praxen befürchten demnach, dass sie ihre Patient:innen während der kommenden Erkältungswelle nicht ausreichend mit Medikamenten versorgen kann. Über die Hälfte der Befragten berichtete, dass Patient:innen bereits um Rezepte bitten, die sie erst in den nächsten Monaten benötigen (55 Prozent). Und umliegende Apotheken meldeten bereits Versorgungsprobleme, so 63 Prozent der Praxen.
„Diese Zahlen sind alarmierend und lassen befürchten, dass wir wie im letzten Winter einen massiven Medikamentenmangel haben werden. Nicht nur bei den Kindern, sondern auch bei den Erwachsenen“, heißt es seitens des KV-Vorstands. „Die von Bundesminister Lauterbach für den Herbst und Winter geschätzte mögliche angespannte Versorgungssituation ist also schon längst da. Das zeigt, dass die Politik aus den massiven Lieferproblemen des letzten Jahres nicht gelernt hat. Deutschland war einst die Apotheke der Welt, heute müssen wir unsere Medikamente in der Welt mühsam einsammeln. Und selbst dies gelingt uns offensichtlich nicht mehr.“
Die KV Berlin fordert daher Sofortmaßnahmen. „Wir haben fast September. Das Thema Medikamentenmangel muss ganz oben auf die Prioritätenliste des BMG.“ Trotz der angespannten Situation appelliert die KV an die Bevölkerung, nicht unnötig Medikamente zu bevorraten, die möglicherweise nicht gebraucht werden und an anderer Stelle dann aber akut fehlen.
Die Bild hatte am Wochenende getitelt: „Droht wieder ein Arzneimittel-Notstand? Wie Sie jetzt schon für Ihre Familie vorsorgen.“ Weil Kinderärzte bereits vor neuen Engpässen warnten, lohne es sich, die Hausapotheke aufzufüllen, heißt es im Beitrag. Warnende Worte kamen von Stefan Grebe, Inhaber der Delphin-Apotheke in Viersen: „Aktuell läuft die Versorgung gut – doch wenn die Menschen anfangen zu horten, dann kann es eng werden.“
Von Tipps aus Gesundheitsforen, den Arzt schon einmal um ein Rezept für das Kind zu bitten, halte er überhaupt nichts: „Vorsorglich Antibiotika zu horten, ist ein Fehler.“
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