Ein katastrophaler Mangel an Allgemeinärzten in Deutschland ist laut Bundesregierung ohne energisches Gegensteuern von Ärzteschaft, Krankenkassen und Ländern unausweichlich. Die Regierung habe fast alle Schranken für die Niederlassung von Ärzten abgebaut und der Selbstverwaltung im Gesundheitswesen alle erdenklichen Möglichkeiten gegeben, sagte der Patientenbeauftragten des Bundes, Karl-Josef Laumann (CDU), am Donnerstag in Berlin.
Die Organisationen von Ärzten und Kassen müssten jungen Medizinern mehr Anreize geben, Hausarzt zu werden und sich in Mangelregionen niederzulassen. Möglich seien Zuschläge, neue Gemeinschaftspraxen oder Zentren mit familienfreundlichen Arbeitszeiten. An die für die Hochschulen zuständigen Länder richtete Laumann den eindringlichen Aufruf, die Allgemeinmedizin aus ihrem Schattendasein herauszuholen. Deutlich mehr Studienplätze und mehr Lehrstühle für Allgemeinmedizin seien nötig. „Alle Fakten liegen auf dem Tisch. Und wenn wir nicht bald reagieren, ist die Katastrophe nicht mehr abzuwenden.“
Ende 2013 gab es noch 33.780 niedergelassene Allgemeinmediziner und praktische Ärzte in Deutschland – nach 46.092 im Jahr 1995. Allein in Nordrhein-Westfalen drohe in 92 Gemeinden bereits eine Gefährdung der Hausarzt-Versorgung, in 48 weiteren Gemeinden auf mittlere Sicht. Laumann: „Als Versicherter in einer ländlichen Region kann man sich schon die Frage stellen, warum ich die gleichen Beiträge wie alle anderen zahlen soll, wenn es keinen Hausarzt vor Ort gibt.“
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