Praxishonorare

Ärzte ziehen Praxishelferinnen ab

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Berlin -

Der Protest der Ärzte gegen die Erhöhung der Praxishonorare um 0,9 Prozent ist angelaufen: Seit heute sollen die niedergelassenen Ärzte Anfragen der Kassen entweder gar nicht oder nur morgens und abends beantworten. Sollten die für das Wochenende geplanten Verhandlungen mit den Krankenkassen ergebnislos bleiben, wollen die Mediziner den Kassen den nächsten „Nadelstich“ versetzen: Ab dem kommenden Mittwoch sollen die Praxishelferinnen zu Hause bleiben.

 

Die niedergelassenen Ärzte haben sich in zwei „Protestwellen“ organisiert: Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hatte bekannt gegeben, den Kassen jede Woche neue „Nadelstiche“ zu versetzen. Wie viele Praxen sich bislang an der ersten Aktion mit den Kassenanfragen beteiligt haben, ist bislang nicht bekannt. Über die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) hatte die KBV alle Arztpraxen über das gemeinsame Vorgehen informiert.

Zeitgleich und in Abstimmung mit der KBV organisiert der NAV-Virchowbund stellvertretend für 30 ärztliche Fachverbände weitere Proteste: In dieser Woche hat sich der Verband für niedergelassene Ärzte der KBV-Aktion angeschlossen. In der nächsten Woche will der Verband alle Ärzte dazu aufrufen, ohne Praxishelferinnen zu arbeiten. Schon an diesem Mittwoch soll die Aktion in einigen Regionen anlaufen. Eigenen Angaben zufolge erreicht der NAV-Virchowbund über die Fachverbände mehr als 100.000 Praxen.

 

 

Inzwischen wird die Liste der Kritiker an den Ärzteprotesten immer länger: Der GKV-Spitzenverband wies beispielsweise daraufhin, dass die Mediziner eigentlich angekündigt hatten, dass Patienten von den Aktionen nicht betroffen seien. Angesichts der neuen Pläne sagte ein Sprecher des Kassenverbandes nun: „Wer, wenn nicht die Patienten, leidet darunter, wenn die Ärzte ihre Praxishelferinnen nicht arbeiten lassen?“

Die Gesundheitsexpertin der Linken im Bundestag, Martina Bunge, kritisierte: „Niedergelassene Ärzte zählen zu den Spitzenverdienern unter den Freiberuflern.“ Nur die Verteilung der Honorare sei ungerecht. Kritik kam auch von der Berliner Patientenbeauftragten Karin Stötzner: Viele Patienten äußerten Unverständnis oder Wut darüber, dass Ärzte ihre Interessen auf dem Rücken von Patienten durchsetzen wollten.

 

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