Auch wenn Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Annäherung zu den Ärztinnen und Ärzten sucht: An der Basis bleibt das Misstrauen groß. Die Freie Ärzteschaft (FÄ) fordert nicht nur weitere gemeinsame Proteste, sondern spricht sich auch dafür aus, bis auf Weiteres die Kassen zu boykottieren.
Auf ihrer Mitgliederversammlung in Düsseldorf hat der Verein verschiedene konkrete Empfehlungen verabschiedet, wie Praxisärztinnen und -ärzte mit der „gesundheitspolitischen Ignoranz“ umgehen sollen. Der erneut im Amt bestätigte 1. Vorsitzende Wieland Dietrich machte keinen Hehl aus seiner Empörung darüber, dass sich Lauterbach bislang noch immer nicht angemessen zu den Forderungen geäußert habe.
Großen Zuspruch fand der Vorschlag der ebenfalls wiedergewählten 2. Vorsitzenden Dr. Silke Lüder, weitere gemeinsame und konzertierte Protestaktionen auf regionaler und Bundesebene anzuregen und zu unterstützen – beispielsweise in Form einer Groß-Demonstration in Berlin unter Mitwirkung möglichst aller relevanten Organisationen und Verbände und gern auch zusammen mit Apothekerinnen und Apothekern. „Denn die bekommen die Folgen des E-Rezepts schließlich auch zu spüren.“
Einigkeit herrschte bei der Mitgliederversammlung auch dahingehend, möglichst keine nicht oder nicht ausreichend finanzierten Leistungen mehr „auf Kasse“ zu erbringen oder sich bei schlechter Honorierung zumindest auf ein Leistungsminimum zu beschränken. Stattdessen gelte es, Privat- und Selbstzahler-Sprechstunden auszubauen und die Kostenerstattung auszuschöpfen, betonte Dietrich.
Einen weiteren Schwerpunkt ihrer Arbeit sieht die FÄ weiterhin in einer äußerst kritischen Betrachtung der Digitalisierung. „Wir lehnen nicht nur den damit verbundenen erhöhten Bürokratieaufwand ab, sondern sehen auch die Gefahr von Cyber-Risiken und einer Kompromittierung der ärztlichen Schweigepflicht durch Einführung elektronischer Patientenakten“, warnte Dietrich eindringlich. Daher solle keine Befüllung der ePA erfolgen, stattdessen sei den Patienten zum Opt-Out zu raten. Kritische Stimmen gab es auch bezüglich der Honorierung für die Erstbefüllung. „Diese mit rund 10 Euro abzugelten, ist nicht nur eine Zumutung, sondern grenzt an Zynismus“, kommentierte der Essener Dermatologe dazu.
Um den überfälligen Bürokratieabbau weiter nach vorne zu bringen, rät die FÄ schließlich dazu, keine Kassenanfragen mehr zu beantworten, die nicht unmittelbare Patienteninteressen betreffen, und auch keine Termine an Terminservicestellen zu melden. Dietrich erläuterte dazu: „Die Zusammenarbeit mit diesen Servicestellen ist bürokratischer und teurer als eine direkte Terminvergabe über die Praxen und zudem ineffizient. Denn erfahrungsgemäß erscheinen viele Patientinnen und Patienten nicht zu den über solche Einrichtungen vergebenen Terminen, was zu Zeiten knapper Praxistermine und langer Wartezeiten diese unhaltbare Situation nur noch weiter verschärft!“
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