Arzneimittelkosten

Ärzte wollen eigene Positivliste

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Die Ärzte wollen aus der Preisverantwortung: Arzneimittelbudgets, Richtgrößen und andere kostenbezogene Steuerungselemente sollen ersatzlos gestrichen werden, fordert die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Künftig sollen niedergelassene Ärzte sollen nur noch Wirkstoffe verschreiben. Die KBV will eine eigene Positivliste erstellen, die auf die Grundversorgung beschränkt ist. Nur in Ausnahmefällen dürften die Mediziner noch Markennamen verordnen. Die Apotheker begrüßen den Vorstoß.

Die KBV sieht derzeit die Gefahr, dass kassenindividuelle Positivlisten entstehen. Der Gesetzgeber solle der KBV deshalb den Auftrag geben, eine Positivliste für alle Versicherten zu erstellen. Unabhängig von Rabattverträgen der Krankenkassen könnten Vertragsärzte jederzeit Medikamente aus dieser Liste verordnen. Die Positivliste soll auch mit den Krankenhäusern abgestimmt werden, gegebenenfalls über eine gemeinsame Arzneimittelkommission.

„Die Verantwortung für die Arzneimittelpreise aber sollen die Krankenkassen und die Pharmaindustrie tragen, da die gesetzlichen Regulierungen für den Arzt völlig unüberschaubar geworden sind“, sagte KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller. Die Wirtschaftlichkeitsprüfung sei entsprechend anzupassen. Allerdings müssen sich die Vertragsärzte an die Empfehlungen evidenzbasierter Leitlinien halten sowie an die Arzneimittelrichtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses.

Dabei will die KBV die Ärzte bei einer wirtschaftlichen Verschreibung stärker unterstützen: In der Arztsoftware sollen Entscheidungsbäume hinterlegt werden, die bei der Auswahl des Wirkstoffs helfen. Die Medikationslisten der Patienten sollen nach Vorstellungen der KBV von Arzt und Apotheker gemeinsam geführt werden und ebenfalls nur die Wirkstoffe ausweisen.

Der Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Fritz Becker, begrüßte den Vorschlag einer Wirkstoffverordnung. Es sei wichtig, die optimale Arzneimittelversorgung der Patienten durch die Apotheke unter pharmakotherapeutischen Aspekten zu betrachten, so Becker. „Wirtschaftliche Verordnung und erfolgreiche Pharmakotherapie müssen jedoch keine Gegensätze sein, sondern können kombiniert werden. Auf diesen Weg müssen wir uns gemeinsam mit Ärzten und Kassen begeben. Eine Kooperation der Beteiligten ist wichtig, um den Nutzen für die Patienten zu erhöhen. Dann braucht man nicht am Arzneimittel zu sparen, sondern mit ihm“, sagte der DAV-Chef.

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