Die Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) „für alle“ in den Modellregionen wirft ihre Schatten voraus. Es herrscht vielerorts Skepsis, während sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für seine Umsetzung feiert. Dr. Sibylle Steiner, Mitglied des Vorstands der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), mahnt indessen und sagt, man werde sich die vierwöchige Startphase ganz genau anschauen.
„Die ePA bietet die Chance, die Gesundheitsversorgung in Deutschland zu verbessern. Wenn alle wichtigen Unterlagen der Versicherten an einem Ort liegen und die behandelnden Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten direkt darauf zugreifen können, ist der Vorteil erkennbar“, so Steiner zu den grundsätzlichen Vorteilen. Doch die Testphase müsse genutzt werden, „um Kinderkrankheiten der ePA zu erkennen sowie das Zusammenspiel mit anderen TI-Anwendungen zu überprüfen“.
Bevor die „ePA für alle“ bundesweit ausgerollt wird, gibt es also womöglich noch einiges zu tun. „Wir werden genau hinschauen, ob die ePA reibungslos in den Praxen funktioniert“, so Steiner weiter. Neben der Praxistauglichkeit und technischen Funktionstüchtigkeit müssten aber auch Datensicherheit und Datenschutz gewährleistet sein. Damit weist sie unter anderem auf die Schwachstellen hin, die der Chaos Computer Club (CCC) öffentlich gemacht hat. Sicherheitslücken, die Zugriffe auf beliebig viele ePA ermöglichen, obwohl keine elektronische Gesundheitskarte (eGK) gesteckt wurde, seien dringend zu schließen.
Das sei auch Grundvoraussetzung für die allgemeine Akzeptanz der ePA. „Von den Krankenkassen erwarten wir, dass sie ihrer gesetzlichen Pflicht nachkommen und ihre Versicherten umfassend über die digitale Patientenakte informieren. Das ist in unseren Augen noch ausbaufähig und wir sind dazu mit den Krankenkassen im Gespräch. Klar ist: Die Praxisteams haben keine Kapazitäten, um die Patienten über die ePA aufzuklären. Das ist Zeit, die ihnen für die Versorgung ihrer Patientinnen und Patienten fehlt.“
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