Honorarstreit eskaliert

Ärzte vs. Lauterbach: Fronten verhärtet Patrick Hollstein, 21.08.2023 10:21 Uhr

Der Streit um Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und den Ärztinnen und Ärzten droht zu eskalieren. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Im Streit zwischen den Ärztinnen und Ärzte und Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) läuft es auf einen offenen Konflikt hinaus. Lauterbachs Reaktion auf das Krisentreffen vom Freitag sei „vielsagend und erschütternd zugleich“, kritisiert der Virchowbund.

Lauterbach hatte sich nicht direkt zum Forderungskatalog der Ärzteschaft geäußert, aber einen Beitrag der Tagesschau dazu geteilt und kommentiert: „Im Bereich der Hausärzte ist eine Aufhebung der Budgets durchaus denkbar. Aber es nicht das Einkommen, was die Versorgung gefährdet. In den Praxen brauchen wir weniger Bürokratie und mehr Digitalisierung die funktioniert.“

Für den Virchowbund ist die Reaktion ein Affront: „Anstatt inhaltlich auf die sieben Forderungen der KBV einzugehen, singt Lauterbach weiterhin das Lied der Krankenkassen und kontert, es sei angeblich nicht das Einkommen, das die ambulante Versorgung gefährde, sondern Bürokratie und Mängel bei der Digitalisierung“, erklärt der Bundesvorsitzende Dr. Dirk Heinrich.

In „allerfeinstem Kassensprech“ verwechsle er bewusst die Praxiserlöse mit den Arzteinkommen. „Er setzt damit die Strategie der Halbwahrheiten in seinem Ministerium fort, die mit einem tendenziösen ‚Faktenblatt‚ in der letzten Woche begonnen hat. Wenn es eines Beweises bedarf, dass der Kassenlobbyismus im Bundesgesundheitsministerium angekommen ist, dann sind es die aktuellen Äußerungen des Ministers.“ Selbst die im Koalitionsvertrag vereinbarte Entbudgetierung der Hausärzte qualifiziere Lauterbach mittlerweile nur noch als „denkbar“ ab.

„Wir fordern den Bundesgesundheitsminister dringend auf, jetzt kein weiteres Öl ins Feuer zu gießen und stattdessen als neutraler Mittler endlich zu konkreten und konstruktiven Lösungen zu gelangen. Dafür ist es aber notwendig, den Kassenlobbyismus in seinem Ministerium zu beenden“, so Heinrich.