Apothekerinnen und Apotheker blicken mit deutlich gemischteren Gefühlen auf ihren Beruf als Ärztinnen und Ärzte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (Apobank), für die jeweils 100 Pharmazeut:innen, Allgemeinmediziner:innen, Fachärzt:innen, Zahnärzt:innen sowie Studierende befragt wurden. Doch in den Praxen gibt es viele Wünsche und Sorgen.
Auffallend ist vor allem, dass die Bedeutung der finanziellen Sicherheit deutlich zugenommen hat und mit 91 Prozent inzwischen fast genauso wichtig ist wie das Familienleben. Hier sind es vor allem die Hausärzt:innen, bei denen das Thema in den vergangenen drei Jahren in den Fokus gerückt ist. Dagegen hat bei den Apothekerinnen und Apothekern ein anderer Aspekt wichtiger geworden: 64 Prozent halten den gesellschaftlichen Status und die berufliche Anerkennung für wichtig – deutlich mehr als in den Vorjahren und mehr als bei den Allgemein-, Fach- und Zahnärzt:innen mit Werten von 48, 49 und 51 Prozent.
Dazu passt, dass deutlich mehr Pharmazeut:innen in den kommenden drei Jahren einen Fokus auf ihre berufliche Entwicklung legen wollen: 27 Prozent planen einen Stellenwechsel oder Karrieresprung, bei den Ärzt:innen sind 13, 18 und 17 Prozent. Auch eine Zusatzausbildung wollen mit 38 Prozent deutlich mehr Apotheker:innen absolvieren (Ärzt:innen: 10, 11 und 5 Prozent). Andererseits planen nur 12 Prozent der befragten Pharmazeut:innen, in den kommenden Jahren in Pension oder Rente zu gehen – bei den Haus- und Fachärzt:innen sind es mit 24 und 23 Prozent fast doppelt so viele.
Trotzdem wird der Fachkräftemangel in den Apotheken als deutlich größeres Problem gesehen als in den Arztpraxen. 81 Prozent der Befragten sehen dies als größte Herausforderung im Gesundheitswesen – verglichen mit immer noch hohen 58, 60 und 69 Prozent bei den Haus-, Fach- und Zahnmediziner:innen. Auch der bürokratische Aufwand wird als großes Problem gesehen, auch hier liegen Apotheker:innen (62 Prozent) vor Zahnärzt:innen (60 Prozent), Fachärzt:innen (58 Prozent) und Allgemeinmediziner:nnen (53 Prozent). Weitere Herausforderungen aus Sicht der Pharmazeut:innen sind die Finanzierung des Gesundheitswesens und die Sicherstellung der Versorgung (je 31 Prozent) sowie die Digitalisierung (29 Prozent).
Dass sich Apotheker:innen auf der anderen Seite manchmal auch mehr staatliche Regulierung wünschen als die Ärzt:innen (20 Prozent vs. 12, 10 und 13 Prozent), hat vermutlich mit den Besonderheiten im Apothekenmarkt zu tun, Stichwort: Versandhandel.
Unter dem Strich sind 48 Prozent der Apotheker:innen zufrieden mit ihrem Beruf – verglichen mit 55, 54 und 51 Prozent bei den verschiedenen Berufsgruppen der Ärzt:innen. Auffällig ist aber auch, dass deutlich weniger Kolleg:innen ihn auch jungen Menschen empfehlen würden: Hier liegen Apotheker:innen mit 40 Prozent deutlich hinter Hausärzt:innen (64 Prozent), Fachärzt:innen (58 Prozent) und Zahnmediziner:innen (60 Prozent). Zum Vergleich: 2016 lag dieser Wert bei 37 Prozent, 2019 bei 45 Prozent. Andererseits ist der Anteil derjenigen, die den Beruf nicht empfehlen würden, bei den drei Befragungen von 34 auf 24 Prozent zurückgegangen – und liegt auf dem Niveau von Fach- und Zahnärzt:innen.
Die Zufriedenheit ist in allen Berufsgruppen in den vergangenen drei Jahren zurückgegangen. Das hat auch mit der Pandemie zu tun – gerade bei den Apotheker:innen gaben 77 Prozent an, dass ihre Freizeit dadurch gelitten habe (Ärzt:innen: 54, 69, 51 Prozent). Über alle Berufsgruppen hinweg gab jede:r zweite Befragte an, dass die berufliche Zufriedenheit durch die Pandemie gelitten hat.
Matthias Schellenberg, Vorsitzender des Vorstands der Apobank, sieht weitere Faktoren: „Angesichts der andauernden Pandemie, der strukturellen Veränderungen und des ökonomischen Drucks im Gesundheitssystem überrascht die sinkende Zufriedenheit nicht. Anlass zu Besorgnis gibt der Stimmungswandel unter den Studierenden, da auch unsere Befragung bestätigt, dass Fachkräftemangel als größte Herausforderung im Gesundheitswesen angesehen wird. Doch um qualitative und flächendeckende Gesundheitsversorgung zu sichern, brauchen wir motivierte, engagierte und gut qualifizierte Köpfe, die gerne als Ärzt:innen, Zahnärzt:innen oder Apotheker:innen tätig sind. Mit unserer Studie spüren wir auf, welche Rahmenbedingungen für ein attraktives berufliches Umfeld nötig sind. Die Ergebnisse verstehen wir als Impuls für uns und all diejenigen, die an einer zukunftsfähigen Gesundheitsversorgung mitwirken.“
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