Rabattverträge

Ärzte sehen Compliance in Gefahr APOTHEKE ADHOC, 28.05.2008 17:30 Uhr

Berlin - 

Die rheinischen Vertragsärzte sehen die Therapietreue der Patienten durch die Rabattverträge in Gefahr. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KV) unter 1050 Medizinern. Sieben von zehn Ärzten beklagten, dass die Umstellung auf ein Rabattarzneimittel häufig oder gelegentlich die Compliance beeinflusst.

Als Beispiele wurden die unterschiedliche Teilbarkeit der verschiedenen Darreichungsformen wie Tabletten oder Kapseln und die Identifikation von Arzneimitteln über Form und Farbe durch ältere Patienten genannt. Kinderärzte wiesen laut KV darauf hin, dass ausgetauschte antibiotische Säfte aufgrund des Geschmacks von Kindern nicht akzeptiert würden.

Weil die Rabattverträge auch in Fachkreisen kaum bekannt seien, beeinflussen sie das Verordnungsverhalten bei 86 Prozent der nordrheinischen Vertragsärzte nicht. Nicht einmal die Hälfte bemüht sich demnach, gezielt rabattierte Arzneimittel zu verordnen. Allerdings verhindern zwei von drei Medizinern den Austausch in der Apotheke nur in Einzelfällen oder überhaupt nicht.

Dagegen sind die rund 86 Prozent der Befragten der Meinung, dass die Umsetzung von Rabattverträgen Aufgabe des Apothekers ist. Entsprechend haben die Verträge neun von zehn Ärzten zufolge großen Einfluss auf das Tagesgeschäft der Pharmazeuten.

Rabattverträge über Originalpräparate wurden mehrheitlich als undurchsichtig angesehen. Fast jeder zweite Arzt sprach sich dafür aus, dass die Rabatte durch offizielle Preise ersetzt werden, nur 18 Prozent glauben eine Entlastung der Kassen. „Die finanzielle Verantwortung für Arzneimittelverordnungen muss künftig vom Arzt auf die Rabattpartner übergehen“, forderte der KV-Vorsitzende Dr. Leonhard Hansen. Ärzte können nicht länger allein die Verantwortung für die Wirtschaftlichkeit der Verordnungen übernehmen. Für eine sinnvolle Fortführung der Rabattverträge müssten die Krankenkassen die Versicherten außerdem besser informieren.

Erst in der vergangenen Woche hatte der Deutsche Ärztetag in Ulm den Vorstand der Bundesärztekammer aufgefordert, im Rahmen der Versorgungsforschung systematische Untersuchungen zur Auswirkung der Rabattverträge, insbesondere hinsichtlich einer adäquaten Arzneimittelversorgung und der Patient-Arzt-Beziehung, zu initiieren.