ABDA/KBV-Modell

Ärzte rebellieren gegen Wirkstoffverordnung Benjamin Rohrer, 02.11.2011 11:16 Uhr

Berlin - 

Der Widerstand innerhalb der Ärzteschaft gegen das ABDA/KBV-Konzept wächst. Nach der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg haben nun auch die Vertreterversammlungen der KVen aus Hessen und Nordrhein gegen das Arzneimittelversorgungskonzept gestimmt. Man dürfe den Apothekern nicht „die Rolle des Mitbehandlers“ zukommen lassen, begründet die KV Hessen ihre Entscheidung. Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sieht man nun Handlungsbedarf.


Insbesondere die im Konzept vorgesehene Wirkstoffverordnung und die damit verbundene Auswahl des Medikamentes durch den Apotheker stört die Mediziner: Der einzig Verantwortliche für diesen Bereich könne der behandelnde Arzt sein, heißt es im Beschluss der Vertreterversammlung vom Wochenende. Ein erhöhtes Mitspracherecht der Pharmazeuten stelle die Therapiefreiheit und -hoheit der Ärzte in Frage: „Der Apotheker hat in der Regel keine ausreichende Kenntnis der Anamnese, der Diagnose und des Therapiekonzeptes der Patienten. Dem Apotheker fehlen also alle Grundlagen, eine medizinisch sinnvolle und begründete Therapieentscheidung zu treffen.“


Bereits im September hatte auch die Vertreterversammlung der KV Nordrhein gegen das Modell gestimmt: „Verdienen würde nur der Apotheker“, so das Argument der Ärte aus der Region, die als einer der Kandidaten für das Modellvorhaben gehandelt wird.


Im April hatte auch die KV Baden-Württemberg gegen das Konzept gestimmt. Mit den Kollegen Bayern und Mecklenburg-Vorpommern gehören die Kassenärzte aus Hessen und Baden-Württemberg zur so genannten „Freien Allianz der Länder-KVen“, die sich regelmäßig gegen Entscheidungen der KBV stellt.


In Berlin steht man nach wie vor zum gemeinsamen Vorhaben. Weil nun drei mitgliederstarke KVen gegen das Konzept gestimmt haben, sieht man in Berlin Handlungsbedarf: „Die Entscheidungen einiger Vertreterversammlungen muss man ernst nehmen“, sagt ein KBV-Sprecher. In Sachen Information und Überzeugung müsse in den einzelnen Regionen noch viel getan werden. Das Konzept sei zwar den Vorsitzenden der einzelnen KVen vorgestellt worden. „Wir wollen nun in den einzelnen Regionen noch besser auf die Vorteile des Konzeptes hinweisen."