Praxishonorar

Ärzte: Protest trotz Einigung

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Trotz einer Honorarerhöhung um bis zu 1,27 Milliarden Euro wollen heute zehntausende Ärzte gegen die Honorarpolitik der Krankenkassen auf die Straße gehen. Viele Patienten dürften deshalb bundesweit vor verschlossenen Arztpraxen stehen. Insgesamt werden bis zu 30.000 Ärzte und Angestellte bei Kundgebungen vor 35 Krankenkassen-Filialen erwartet.

Vor allem spezialisierte Fachärzte sollen ganz dicht machen, während Hausärzte den Ankündigungen zufolge allenfalls für einige Stunden schließen. Der Protesttag soll zunächst einmalig bleiben, weitere Schritte werden bei den Organisatoren aber erwogen.

Die Ärzteverbände hatten sich noch am späten Dienstagabend entschieden, die Protestaktionen stattfinden zu lassen. „Diese Einigung darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass das grundsätzliche Problem von fehlenden festen Preisen und unbezahlten Leistungen der Ärzte und Psychotherapeuten damit nicht gelöst ist“, sagte ein Sprecher der Allianz der Berufsverbände.

 

 

Die vorgebliche Einigung im Honorarstreit löse keines unserer langfristigen Probleme, sagte ein Sprecher des Bayerischen Facharztverbandes. „Die Proteste müssen weitergehen.“ Es gehe den Ärzten nicht um 1 oder 2 Prozent mehr in den jetzigen Verhandlungen, sondern um die finanzielle Sicherheit ihrer Praxen, um so die Patientenversorgung auch weiterhin gewährleisten zu können.

Die Ärzte kritisieren die einheitliche Bemessungsgrundlage für das Ärztehonorar, den sogenannten Orientierungspunktwert. Er ist Teil des komplizierten Verfahrens, nach dem Ärzte teils pauschal, teils abhängig von den Behandlungen und Diagnosen bezahlt werden. Die Mediziner fordern stattdessen eine Vergütung sämtlicher medizinischer Leistungen in der Praxis. Die Honorarregeln hatte die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) selbst mitentwickelt.

Nach monatelangem, überaus zähem Ringen hatten sich die KBV und der GKV-Spitzenverband am Dienstagabend darauf geeinigt, dass Deutschlands 150.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten 2013 zwischen 1,15 und 1,27 Milliarden Euro mehr verdienen sollen. Die genaue Summe hängt von weiteren Verhandlungen in den Regionen ab.Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) kritisierte zwar den Ablauf der Verhandlungen, nahm zu den angekündigten Protesten aber zunächst keine Stellung.

 

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