Praxishonorare

Ärzte: „Operation Shitstorm“ gegen Kassen

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Berlin -

Erneut überraschen die niedergelassenen Ärzte mit einer Protestmaßnahme gegen die Krankenkassen: Der NAV-Virchowbund hat über mehr als 30 ärztliche Fachverbände dazu aufgerufen, die Zentralen der Krankenkassen und Krankenkassenverbände mit Protestfaxen zu „bombardieren“. In den Faxen fordern die Ärzte die Kassen auf, die „ständigen Diffamierungen zu beenden“ und mehr Geld für die Praxishonorare zur Verfügung zu stellen.

 

Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hatte der NAV-Virchowbund bereits zum Wochenanfang dazu aufgerufen, den Kassen die Arbeit zu erschweren: Mehr als 100.000 Arztpraxen sollen die Anfragen der Kassen nur noch eingeschränkt bearbeiten. Unabhängig von der KBV hatten die 30 zusammengeschlossenen Ärzteverbände zudem einen Abzug der Praxishelferinnen angekündigt.

Die „Operation Shitstorm“ solle ersten Medienberichten zufolge erfolgreich verlaufen: Angeblich soll der GKV-Spitzenverband eine neue Fax-Nummer eingerichtet haben, weil die Leitungen überlastet waren. Auch die Hamburger Zentrale des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) soll betroffen sein.

Der NAV-Virchowbund hatte die Maßnahme aus „taktischen Gründen“ nicht vorher bekannt gegeben. „Nach der Bürokratie-Blockade, die am Montag begonnen hat, gehen wir nun einen Schritt weiter. Die Kassen sollen den tief sitzenden Frust der Ärzte direkt zu spüren bekommen“, erklärt der Sprecher der Allianz deutscher Ärzteverbände und Bundesvorsitzende des NAV-Virchowbundes, Dirk Heinrich.

 

 

Laut Heinrich hatten Krankenkassen immer wieder „Auftragsgutachten und fragwürdige Studien“ veröffentlicht, die das „Zerrbild des korrupten Arztes“ zeichneten. „Die Ärzte haben es satt, sich mit Schmutz bewerfen zu lassen. Das merken die Kassen jetzt.“

Als erster Kasse reagierte nun die AOK Bayern: Die Kasse weist darauf hin, dass es die Spitzenfunktionäre der Ärzte gewesen seien, die den Verhandlungstisch als erstes verlassen hätten, um „nach dem Gesundheitsminister zu rufen“, so ein Sprecher. „Der Shitstorm müsste also in eine andere Richtung wehen.“

 

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