Notfallkontrazeptiva

„Pille danach“: Frauenärzte misstrauen Apotheken dpa/APOTHEKE ADHOC, 03.03.2015 13:13 Uhr aktualisiert am 03.03.2015 15:31 Uhr

Berlin - 

Mehrere Ärzteverbände sehen der Rezeptfreiheit der „Pille danach“ mit großer Besorgnis entgegen. In einem Brief an Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) heißt es, mit dem künftig rezeptfreien Kauf in Apotheken sei zu befürchten, dass Frauen keine oder keine ausreichende Beratung erhielten. „Eine fehlerhafte Beratung erhöht jedoch die Gefahr unerwünschter Schwangerschaften dramatisch.“

Das Schreiben haben der Berufsverband der Frauenärzte (München), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (Berlin) und die Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie (Heidelberg) verfasst. Sie warnen davor, dass die – weltweit niedrigste – Rate von Schwangerschaftsabbrüchen bei Teenagern in Deutschland „als Folge einer lückenhaften Aufklärung künftig ansteigen könnte“.

Widerspruch kam von der nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Eine fachliche Beratung bleibe durch den Bezug über die Apotheken sichergestellt – und zwar rund um die Uhr. Auch die Kritiker sollten die Not der Frauen ernst nehmen. Die Aufhebung der Rezeptpflicht sei überfällig und in anderen europäischen Ländern ohne negative Folgen geblieben, betonte sie.

Brüssel hatte entschieden, dass das Notfallkontrazeptivum EllaOne (Ulipristal) in der gesamten EU ohne Rezept erhältlich sein soll. Gröhe hatte daraufhin angekündigt, das deutsche Recht für die beiden in Deutschland erhältlichen Präparate anzupassen. Nachdem sich der Bundestag in der vergangenen Woche mit dem Thema befasst hat, ist Ende dieser Woche der Bundesrat dran. Nach bisheriger Planung soll es die „Pille danach“ ab Mitte März rezeptfrei geben.

Ende Januar hatte die Bundesapothekerkammer (BAK) Handlungsempfehlungen zur rezeptfreien Abgabe von Notfallkontrazeptiva veröffentlicht. Die „Pille danach“ soll demnach persönlich an die Frau abgegeben werden – auch die Beratung soll persönlich erfolgen. Das Präparat soll nicht „auf Vorrat“ abgegeben werden; sollte dies im Einzelfall erforderlich sein, sei ein Arztbesuch zu empfehlen. Als Unterstützung hat die BAK eine Checkliste für die Abgabe entwickelt, in der die wichtigsten Punkte dokumentiert werden können.

Die BAK hat außerdem ein Curriculum für Fortbildungen zum Thema Notfallkontrazeptiva in der Selbstmedikation entwickelt. Die Seminare sollen zweieinhalb bis drei Stunden dauern und bestenfalls von Apothekern und Gynäkologen gemeinsam gehalten werden. Die Frauenärzte sollen dabei über den weiblichen Zyklus, verschiedene Verhütungsmethoden und die Wirkstoffe Levonorgestrel und Ulipristal aufklären.

Die pharmazeutischen Referenten sollen besonders auf die Beratungssituation, die Verwendung der BAK-Checkliste und die Anwendung der Wirkstoffe eingehen sowie Hinweise zur Kommunikation geben. Außerdem sollen Apotheker in der Fortbildung Informationen zu ärztlichen Bereitschaftsdiensten und medizinischen Einrichtungen, Beratungsstellen und zuverlässigen Informationen im Internet sowie schriftlichen Informationen erhalten.

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