ABDA/KBV-Modell

Ärzte in Westfalen-Lippe winken ab Benjamin Rohrer, 13.02.2012 11:02 Uhr

Berlin - 

Herber Rückschlag für das ABDA/KBV-Modell: Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KV) lehnte eine Beteiligung am geplanten Pilotprojekt ab. Die Ärzte wollen nicht mit den Apothekern zusammen arbeiten, sondern planen ein eigenes Konzept. Dabei soll der Arzt die Arzneimittelberatung übernehmen – und das Honorar einstreichen.

 

Einem Bericht der Ärztezeitung zufolge kritisierte KV-Chef Dr. Wolfgang-Axel Dryden, dass sich das ABDA/KBV-Konzept durch Einsparungen selbst finanzieren müsse. Die Kassenärzte aus Westfalen-Lippe seien aber nicht bereit, Mehrleistungen ohne zusätzliche Vergütung zu erbringen. Auch die Beteiligung der Apotheker wurde am Wochenende kritisiert: Das Arzneimittelmanagement sei eine ärztliche Aufgabe und setze unter anderem die Kenntnis der Indikation für eine Therapieform voraus.

Die Mediziner wollen dem Bericht zufolge schon bald ein Versorgungskonzept starten, bei dem sie nur mit den Krankenkassen kooperieren. Laut Dryden sollen die Ärzte anhand bestimmter Kriterien entscheiden, welche Patienten an dem Modell teilnehmen. Das Arzneimittelmanagement soll dabei ausschließlich durch den Arzt erfolgen. Details zum Versorgungsmodell der KV sind derzeit noch nicht bekannt. Spätestens am 1. Oktober könnte ein Pilotprojekt beginnen, kündigte Dryden laut Ärztezeitung an. Das ABDA/KBV-Modell bleibe „Ultima Ratio“: Nur wenn das eigene Projekt scheitere, werde man sich mit dem Modell befassen.

Bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) sieht man die Abstimmung die Entscheidung der KV gelassen: „Wir sind weiterhin optimistisch. Anfang März werden wir wissen, welche KVen an dem Projekt teilnehmen“, sagte ein Sprecherin. Die Apotheker der Region sind enttäuscht: „Wir finden das bedauerlich“, sagte ein Sprecher des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe. Im Gespräch mit der KV wolle man sich über die Hintergründe der Entscheidung informieren.

Mit Westfalen-Lippe verlieren ABDA und KBV einen Hoffnungsträger: Die Region war von Experten favorisiert worden, weil man das Konzept hier gleichzeitig in ländlichen und städtischen Gebieten hätte testen können. Gegen Westfalen-Lippe hatte bis zuletzt gesprochen, dass die Region sehr niedrige Arzneimittelausgaben pro Kopf aufweist: Aus finanzieller Sicht hätte es also wenig Optimierungspotential gegeben. Aktuell sind Thüringen und Sachsen im Rennen; hier hatten Apotheker und Ärzte für die Durchführung des Pilotprojekts gestimmt.