Mecklenburg-Vorpommern macht’s vor

Ärzte impfen in ihrer Praxis

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Berlin -

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) warnte bereits vor dem drohenden Impfstau. Um alle verfügbaren Impfdosen auch verabreichen zu können sei die Einbindung der Ärzte und eine zeitnahe Impfung in den Praxen unumgänglich. In Mecklenburg-Vorpommern machen die Ärzte es nun vor. Im Pilotprojekt impfen sie ihre Patienten in der Praxis – natürlich weiterhin nach empfohlener Impfreihenfolge.

Drohender Impfstau, davor warnten die Ärzte bereits vor einiger Zeit. Die Prognose von Kassenärztlicher Bundesvereinigung (KBV) und Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi): Ab März werden mehr Dosen vorrätig sein, als Apotheker und Ärzte in den Impfzentren zu Verfügung stehen, um die Vakzine auch zu verabreichen. „Wir müssen zweigleisig fahren und die Impfungen so schnell wie möglich in die Praxen bringen, denn schon bald werden die Lager voll sein, aber es wird nicht ausreichend Kapazitäten zur Impfung in den Zentren geben“, so KBV-Chef Dr. Andreas Gassen.

In Mecklenburg-Vorpommern scheint sich nun eine Lösung gefunden zu haben. Ein Pilotprojekt erlaubt es den Praxen, ihre Patienten selbst zu impfen. Diese können einen Termin vereinbaren und erhalten bei freier Kapazität den Impfstoff. Hausärzte & Co. können aktuell nur den AstraZeneca-Impfstoff benutzen. Dieser muss nämlich – im Gegensatz zu den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna – nur bei Kühlschranktemperatur gelagert werden. Nach dem Auseinzeln gleicht das Prozedere jeder anderen Impfung. Pro Durchstechflasche sind 10 Einzeldosen à 0,5 ml enthalten.

Der Vektorimpfstoff weist mit unter 70 Prozent eine weitaus geringere Wirksamkeit auf, als die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna (rund 95 Prozent). Des Weiteren sollen nur Menschen unter 65 Jahre mit der Vakzine versorgt werden. Vor allem Klinik- und Pflegepersonal soll mit dem Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers geimpft werden. In der Fachinfo zur Vakzine steht hingegen nur, dass bei älteren Patienten keine Dosisanpassung erforderlich sei. Mit ausreichend AstraZeneca-Impfstoff könnten die Arztpraxen laut KBV bis zu fünf Millionen Impfdosen pro Woche verabreichen. „Unsere Berechnungen haben wir vorsichtig mit 50.000 Praxen vorgenommen“, erläutert Dr. Dominik von Stillfried, Vorstandsvorsitzender des Zi.

Auch beim Brandenburger Impfgipfel war das Thema „Impfen in Arztpraxen“ ein Thema. Auch hier will man im Frühling nicht nur in Impfzentren impfen, sondern auch bei den niedergelassenen Ärzten. Zum einen plant das Land den zusätzlichen Aufbau von sieben weiteren Zentren, zum anderen sollen Arztpraxen bei der Verimpfung von AstraZeneca unterstützen.

Zunächst solle die Einbindung in Pilotprojekten erprobt werden, doch Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) befürwortet die schnelle Ausweitung des Impfangebotes auf alle Arztpraxen. Diese könnten dann auch bei Hausbesuchen impfen. „Bundesgesundheitsminister Jens Spahn muss die Verordnung – wie von ihm angekündigt – schnell aktualisieren, denn wir kommen nur breit in die Fläche, wenn die Hausärzte eingebunden werden“, so Woidke (SPD). Pilotprojekte und Modellversuche seien nur als Anfang zu werten: „Aber damit können wir die Abstimmung und Abläufe bereits einüben und später auf das gesamte System übertragen.“

Ziel sind 50 Arztpraxen

„Unsere umfangreichen Vorbereitungen für das Modellprojekt laufen bereits“, informiert ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg. „So haben wir eine Umfrage unter knapp 1900 Arztpraxen im Land gestartet, um die Impfkapazitäten in den Praxen zu erfragen. Daneben arbeiten wir an der notwendigen Impf-Dokumentation und bauen die komplexe Logistik auf. Unser Ziel ist es, landesweit insgesamt rund 50 Praxen zu identifizieren, die sich kurzfristig an dem Modellprojekt beteiligen wollen. Das Modellvorhaben kann aber nur die erste Etappe sein. Wir unterstützen den Ministerpräsidenten in seiner Forderung an den Bundesgesundheitsminister, die Impfverordnung endlich anzupassen, damit alle Arztpraxen, die sich bereit erklären, flächendeckend eingebunden werden können.“

Der Betrieb der Impfzentren war ursprünglich nur bis zum 31. März geplant. Durch den verzögerten Impfstart und anfänglich geringe Impfdosen scheint es wahrscheinlich, dass die Verordnung zum Betrieb der Impfzentren verlängert wird.

 

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