Scharfe Kritik aus Niedersachsen

Ärzte: Grippeimpfungen in Apotheken sind unnötig

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Berlin -

Die Ärzte haben weiter scharfe Kritik an Grippeschutzimpfungen in Apotheken geäußert. Der stellvertretende Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN), Dr. Jörg Berling, lehnt die Einbeziehung der Apotheken „entschieden ab“.

Grippeimpfungen in Apotheken seien „ein Schritt in die falsche Richtung“. Auch das mit den Krankenkassen ausgehandelte Honorar von 11 Euro wird kritisiert. Es sei mehr als die niedergelassenen Ärzt:innen bekämen, die in der vergangenen Grippesaison mehr als 2 Millionen Niedersachsen geimpft hätten. Die Vergütung der Apotheken beinhaltet indes alle Leistungen: Für die Durchführung und Dokumentation gibt es eine Pauschale von 7,60 Euro. Für Nebenleistungen wie Verbrauchsmaterial gibt es 2,40 Euro, für die Beschaffung der Impfdosis 1 Euro. Die Praxen können für die Durchführung der Grippeimpfung dagegen 8,15 Euro abrechnen.

Impfen ist laut KVN „aus gutem Grund ureigene ärztliche Tätigkeit“, sei fest in der ärztlichen Grundversorgung verankert und müsse auch weiterhin in den Händen von Ärzt:innen bleiben. Es gebe genug Mediziner:innen, die impfen. Eine Regelversorgung mit Grippeschutzimpfungen in Apotheken zu etablieren sei daher nicht nötig. „Auch sind zur Erhöhung der Durchimpfungsrate keine zusätzlichen Impfangebote notwendig. Benötigt werden vielmehr gut verständliche und auf die verschiedenen Zielgruppen angepasste Informationen über das Impfen, die im Internet, auf sozialen Netzwerken, in Arztpraxen und gerne auch in Apotheken zur Verfügung gestellt werden sollten. Das ist aber Aufgabe der Krankenkassen, die ihre Versicherten informieren müssen“, so Berling.

Der KVN-Vize verweist auch auf den „Patientenschutz“: Deshalb müsse die Impfung unbedingt den Ärzt:innen vorbehalten bleiben. „Zu den ärztlichen Impfleistungen gehören unter anderem die Impfanamnese, der Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung.“ Mögliche Komplikationen wie akute allergische Reaktionen, Kreislaufprobleme sowie Angstreaktionen müssen laut Berling beherrscht werden. Auch die Kenntnisse über Impfungen zum Beispiel bei den unterschiedlichen Formen von Autoimmunerkrankungen, bei Einsatz immunsupprimierender Therapien, bei Schwangeren und bei chronisch Erkrankten setzten entsprechende ärztliche Aus-, Weiter- und Fortbildung voraus, sagt er. Auch die Kassenärzt:innen sowie der Deutsche Hausärzteverband teilten bereits gegen die Apotheken aus.

Auch Apotheker:innen dürfen nicht einfach so Impfungen anbieten. Dazu gehört eine Schulung mit festgelegtem Curriculum sowie eine Leitlinie nebst Kommentar, Arbeitshilfen und Formblättern.

Tatsächlich sind die Impfraten regelmäßig zu niedrig. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt gerade bei älteren Menschen eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent. Dieses Ziel ist auch im nationalen Impfplan für Deutschland festgelegt. Unter den über 60-Jährigen waren in der Saison 2016/2017 aber nur knapp 35 Prozent gegen die Grippe geimpft. Um das zu ändern, sollen laut Abda Grippeschutzeimpfungen auch in Apotheken angeboten werden.

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