Krankenversicherung

Ärzte gegen PKV-Abschaffung

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Deutschlands Ärzte sind gegen eine Abschaffung der privaten Krankenversicherung (PKV), sehen aber durchaus Reformbedarf. Details zu ihrer Haltung zur Zukunft der PKV wollen die Mediziner ab diesem Dienstag auf dem Ärztetag in Nürnberg bestimmen. „Wir wollen als Ärzteschaft rechtzeitig vor dem Bundestagswahlkampf eine klare Duftmarke setzen“, sagte der Präsident der Bundesärztekammer, Dr. Frank Ulrich Montgomery. Der Bundestag wird im Herbst nächsten Jahres neu gewählt.

„Wir gehen davon aus, dass die Systemfrage eine Rolle im Wahlkampf spielen wird“, so Montgomery weiter. SPD, Grüne und Linke wollen im Grundsatz eine Bürgerversicherung mit Beiträgen auf möglichst viele Einkommensarten – statt der Zweiteilung in gesetzliche Krankenversicherung (GKV) für Angestellte und der PKV für Selbstständige und Beamte. Auch in der Union wird die Zukunft der PKV in heutiger Form infrage gestellt.

Mit dem Modell der Bürgerversicherung können sich Ärzte allerdings nicht anfreunden: „Ich glaube, dass es keines dramatischen Systemwechsels bedarf“, sagte Montgomery. Die Bürgerversicherung sei eine Fehlentwicklung, die zu großen Leistungseinschränkungen führe. „Wir befürchten, dass die Bürgerversicherung zum Turbolader der Zwei-Klassen-Medizin wird. Gutverdiener würden sich eine bessere Versorgung einfach kaufen“, so Montgomery. „Durch die Dualität von privater und gesetzlicher Krankenversicherung gibt es immer wieder Innovationsschübe für die Patienten – das wollen wir erhalten.“

Reformbedarf sieht der Ärztepräsident aber auch bei der PKV – ablesbar an den ständigen Beitragssprüngen. „Das liegt etwa an besonders günstigen Einsteigertarifen», sagte er. Dies müsse reguliert werden. Insgesamt sei Schwarz-Gelb in der Gesundheitspolitik aber durchaus erfolgreich gewesen. „Das werden wir vor der Wahl auch sagen.“

In der Debatte um die Verwendung des Finanzpolsters der GKV mahnte Montgomery zur Zurückhaltung. Am besten sei es, wenn das Polster von fünf bis sechs Milliarden Euro bei der GKV verbliebe: „Denn die nächste Krise kommt bestimmt», sagte Montgomery. Doch wenn die Politik den Versicherten vor der Wahl Geld zurückgeben wolle, dann solle sie die Praxisgebühr abschaffen. „Sie hat keinerlei Steuerungswirkung, sie verursacht nur enorme Bürokratie in den Arztpraxen, und sie belastet die Patienten.“

 

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