In einem Leitartikel der renommierten Fachzeitschrift British Medical Journal haben neuseeländische Ärzte und Wissenschaftler das Europaparlament vor der Zulassung von Werbung für rezeptpflichtige Arzneimittel außerhalb der Fachkreise, das so genannte Direct to Consumer Advertising (DTCA), gewarnt. Pharmawerbung im Rx-Bereich habe in Neuseeland, neben den USA das einzige Land in der westlichen Welt, in dem DTCA erlaubt ist, zu erheblichen negativen Auswirkungen für Ärzte und Verbraucher geführt.
In ihrem Beitrag mit dem Titel „Industrie-gesponsorte Patienteninformation - rutschiger Abhang für Neuseeland“ erklären die Autoren, wie schwierig die Betreuung der Patienten geworden sei, seit diese aufgrund übertriebener Wirkungsversprechen und heruntergespielter Nebenwirkungen unpassende oder unnötige Arzneimittel einforderten.
Die Wissenschaftler zeigten sich besorgt über Bestrebungen von Pharmaherstellern, Reklame für Rx-Arzneimittel einzuführen. Industrienahe Mitglieder der EU-Kommission hätten sich mit Vorschlägen an das Parlament gewandt, den „direkten Austausch von objektiven Informationen zwischen Patient und Industrie“ zuzulassen. Den neuseeländischen Medizinern zufolge können jedoch auch „objektive Informationen“ in falschem Umfang, falscher Gewichtung oder falschen Kontext irreführend sein.
Die neuseeländische Regierung verzögere jedoch seit fünf Jahren die Wiedereinführung eines entsprechenden Verbotes, obwohl sich zwei Drittel der angehörten Interessensgruppen gegen DTCA ausgesprochen hatten, darunter 90 Prozent aller unabhängigen Patienten- und Verbraucherorganisationen des Landes. Einmal geöffnet, ließe sich die Pandora-Büchse der Pharmareklame kaum mehr schließen, so die Warnung der Ärzte.
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