Ärztetag erlaubt Fernbehandlung

Online-Sprechstunde: Im Einzelfall ohne Erstkontakt

, Uhr aktualisiert am 11.05.2018 11:25 Uhr
Berlin -

Ärzte können Patienten unter bestimmten Voraussetzungen künftig ohne vorherigen persönlichen Kontakt in der Praxis ausschließlich per Telefon, SMS, E-Mail oder Online-Chat behandeln. Einer entsprechenden Änderung der Musterberufsordnung für Ärzte stimmte der Deutsche Ärztetag am Donnerstag nach kontroverser Debatte in Erfurt zu.

„Im Einzelfall“ ist Ärzten in ihren Praxen somit nunmehr eine ausschließliche Beratung oder Behandlung über digitale Medien erlaubt, wenn dies medizinisch vertretbar ist und die erforderliche ärztliche Sorgfalt bei Diagnostik, Beratung, Therapie und Dokumentation gewährleistet wird. Der persönliche Patientenkontakt soll für Ärzte aber weiterhin Vorrang haben. Bislang waren in Deutschland praktizierenden Ärzten solche Fernbehandlungen nur nach einer persönlichen Untersuchung erlaubt.

Die geplante Liberalisierung hatte zu einer langen und kontroversen Debatte geführt. Fernbehandlungen sind umstritten, was sich auch in der Diskussion in Erfurt niederschlug. Mehrere Mediziner äußerten die Befürchtung, eine Lockerung könnte auch kommerzielle Anbieter von Online-Behandlungen anlocken. Der Ärztetag solle „diese Büchse der Pandora jetzt nicht aufmachen“, sagte ein Arzt aus Niedersachsen. Der Dammbruch sei bereits eingetreten, verwies ein Mediziner aus Baden-Württemberg auf bereits bestehende Online-Angebote. Die Ärzte hätten mit einer Änderung der Berufsordnung die Chance zu bestimmen, „wohin das Wasser fließt“.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Entscheidung des Deutschen Ärztetags zur Liberalisierung des Fernbehandlungsverbots für Mediziner begrüßt. Mit Online-Sprechstunden würden Patienten unnötige Wege und Wartezeiten erspart, erklärte er. „Damit helfen wir Ärzten und Patienten.“

Spahn kündigte an, einen Runden Tisch mit Vertretern der Ärzteorganisationen und ihrer Selbstverwaltung sowie des Deutschen Pflegerates einzuberufen. Dieser Expertenkreis soll die praktische Umsetzung des Beschlusses beraten: „Die neuen Möglichkeiten telemedizinischer Behandlung wollen wir jetzt auch für den Versorgungsalltag der Menschen erreichbar machen.“

Spahn hatte zur Eröffnung des Ärztetages die Ärzte zu mehr Online-Behandlungen ermuntert. Die Frage sei im Grunde nur, ob Internetkonzerne wie Google, Apple oder Amazon solche Angebote machten, „oder ob wir das gemeinsam in Deutschland hinbekommen“. Auch Montgomery warb für eine Öffnung mit Augenmaß. So müsse die Möglichkeit des direkten Kontakts von Arzt und Patienten flächendeckend weiter garantiert sein. Patienten dürften auch nicht in vermeintlich einfache und kostengünstige Lösungen gedrängt werden.

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