Ärztemangel

Ärzte wollen keine 85-Stunden-Woche

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Berlin -

Über die Vorstellungen junger Ärzte von ihrem Beruf diskutierten am Mittwoch die Teilnehmer der Veranstaltungsreihe „KBV kontrovers“ in Berlin. Unter dem Titel „100 % Arzt – für 8 Stunden am Tag: Geht das?“ ging es um unbezahlte Überstunden, Work-Life-Balance und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Friederike Jahn, Ärztin im Praktischen Jahr, hat über das Thema einen kurzen Film produziert, in dem Medizinstudenten mit Aussagen wie „Ich kann nur helfen, wenn es mir gut geht“ und „Wir möchten ein menschliches Arbeiten“ zu Wort kommen.

Sie sagte: „Ärzte nehmen oft 75- bis 80-Prozent-Stellen an, weil sie die Überstunden bereits einberechnen und damit auf eine 40-Stunden-Woche kommen.“ Jahn hält flexible Arbeitsmodelle wie etwa geteilte Zulassungen in einer Praxis für interessant.

Assistenzarzt Raphael Kunisch, für den bis zu 85 Wochenarbeitsstunden keine Seltenheit sind, kritisierte, dass unbezahlte Überstunden vom Arbeitgeber oft für selbstverständlich gehalten würden. Die Rahmenbedingungen für den Beruf müssten stark verändert werden.

KBV-Chefin Regina Feldmann zeigte Verständnis für die Forderungen junger Ärzte, betonte aber auch, dass gerade beim Aufbau einer eigenen Praxis Überstunden für einen Arzt wie für jeden Selbstständigen am Anfang seiner Karriere nicht zu vermeiden seien.

Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, arbeite die KBV besonders mit Kommunen auf dem Land zusammen, die beispielsweise eine längere Kinderbetreuung anbieten könnten. Das sei ein entscheidender Faktor bei der Niederlassung junger Ärzte.

Dr. Johannes Gerber, Inselarzt auf Fehmarn in der dritten Generation, wies auf den finanziellen Aspekt hin. „Mit acht Stunden am Tag könnte ich meine Familie mit zwei Kindern nicht ernähren“, sagte er. Gerber betonte aber auch, als Selbstständiger sehe er Überstunden nicht so sehr als Last, sondern eher als Investition in seine Praxis.

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