Die Ausgaben für Arzneimittel dürfen im kommenden Jahr um 3,7 Prozent beziehungsweise rund 1,2 Milliarden Euro steigen. Darauf haben sich Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband verständigt. Zusätzlich stehen wieder 1,4 Milliarden Euro für die neuen Hepatitis-Medikamente wie Sovaldi und Harvoni bereit.
KBV und Kassen gehen davon aus, dass weitere innovative Medikamente auf den Markt kommen und die Ausgaben um 3,5 Prozent steigen lassen. Um weitere 0,5 Prozent steigen die Ausgaben infolge der Verlagerung von Leistungen aus dem stationären in den ambulanten Sektor. Bei der Preisentwicklung werden Einsparungen berücksichtigt, die durch neue Festbeträge im nächsten Jahr erreicht werden sollen: Der Anpassungsfaktor liegt bei minus 0,3 Prozent.
Vereinbart wurde außerdem, dass für die seit 2014 zugelassenen Arzneimittel zur Behandlung von Hepatitis C ein gesonderter Betrag ausgewiesen wird. Aufgrund der Ausgabenentwicklung im ersten Halbjahr 2015 wurden für die Jahre 2015 und 2016 jeweils 1,4 Milliarden Euro festgelegt.
Im Ärzte laufenden Jahr wurden 1,8 Milliarden Euro zusätzlich veranschlagt, entsprechend 5,5 Prozent. Für 2014 hatte es erstmals einen Sovaldi-Nachschlag gegeben: Die Ausgaben durften um 7,9 Prozent steigen, das waren 1,3 Prozentpunkte mehr als ursprünglich veranschlagt. Rückwirkend war ein Sonderausgabenvolumen von rund 700 Millionen Euro vereinbart worden.
Besonders zufrieden ist man bei der KBV, dass die Ausgaben für diese neuen und sehr teuren Medikamente wie bereits in den vergangenen beiden Jahren auch 2016 nicht bei der Bildung der Richtgrößen berücksichtigt werden. Die entsprechenden Verordnungskosten sind damit auch nicht Gegenstand von Richtgrößenprüfungen.
„Die Ergebnisse sind ein positives Signal für die Arbeit der Vertragsärzte“, betont KBV-Vorstand Regina Feldmann. „Wir kommen damit unserem Ziel näher, die längst nicht mehr sachgerechten Richtgrößenprüfungen weiter zurückzudrängen. Auch begrüßen wir es, dass für die Versorgung von Hepatitis-C-Patienten die behandelnden Ärzte weiterhin eine Verordnungssicherheit haben, wenn sie diese speziellen und hochpreisigen Medikamente verordnen.“
GKV-Vize Johann-Magnus von Stackelberg erklärte, die Vereinbarungen bildeten eine solide Grundlage für eine bedarfsgerechte Versorgung. Auch bei den Heilmitteln ist eine Steigerung um 3,7 Prozent vorgesehen, entsprechend 195 Millionen Euro. Ein Teil des Mehrbetrages soll in die Heilmittelversorgung von geriatrischen Patienten fließen. Hier wird ein höherer Bedarf unter anderem aufgrund der neuen geriatrischen Institutsambulanzen erwartet. Rückwirkend für 2015 wurde eine Steigerung der Anpassungsfaktoren von 0,8 Prozent vereinbart.
Regional können weitere Einzelkomponenten wie Alter und Anzahl der Versicherten zwischen den Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) und den Krankenkassen verhandelt werden. Auch indikationsbezogene Zielvereinbarungen und Absprachen über Wirtschaftlichkeitsreserven sind möglich.
Im vergangenen Jahr haben die Krankenkassen laut IMS Health für Arzneimittel und Test-Diagnostika – Impfstoffe ausgenommen – 30,8 Milliarden Euro ausgegeben. Das entspricht einer Steigerung von 9,6 Prozent zum Vorjahr, wenn die Zwangsrabatte von insgesamt rund 6 Milliarden Euro berücksichtigt werden. Der Anstieg war teilweise darauf zurückzuführen, dass im ersten Quartal der Herstellerzwangsabschlag für patentgeschützte, festbetragsfreie Arzneimittel zunächst auf 6 Prozent abgesenkt wurde und seit April 2014 auf 7 Prozent festgesetzt ist. 2013 betrug der Nachlass noch 16 Prozent.
Je nach Quelle ergeben sich unterschiedliche Zahlen: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) kam auf 31,4 Milliarden Euro (plus 9 Prozent) und wies darauf hin, dass der Absatz und damit das Apothekenhonorar stabil geblieben seien. Im April kam die Techniker Krankenkasse auf knapp 40 Milliarden Euro alleine im ambulanten Bereich (plus 6 Prozent). Der Arzneiverordnungsreports (AVR) bezifferte die Ausgaben zuletzt auf 35,4 Milliarden Euro (plus 10 Prozent).
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