Lieferengpässe

ADKA: Apotheker sollen Monopole verhindern

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Dresden -

Leere Regale in der Krankenhausapotheke – Lieferengpässe sind das Hauptthema des diesjährigen Wissenschaftlichen Kongresses des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (ADKA). Vertreter von Apothekern, Ärzten, Pharmaunternehmen und des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) diskutierten über Ursachen und Lösungsmöglichkeiten – und kamen zu der Erkenntnis: Entweder entdecken die Pharmafirmen ihre Ethik, oder es wird teuer.

Lieferengpässe gibt es immer wieder. Das betont auch ADKA-Präsident Dr. Torsten Hoppe-Tichy: „Wir mussten bei Lieferengpässen schon immer etwas organisieren, das ist unsere Aufgabe – dafür zu sorgen, dass der Patient sein Arzneimittel erhält. Inzwischen sind Lieferengpässe allerdings zum Tagesgeschäft geworden.“ Nicht nur Generika seien betroffen, obwohl es dort häufiger Engpässe gebe. Größere Probleme gebe es allerdings bei Originalen.

Die Ursachen für die Engpässe sind vielfältig, da sind sich die Beteiligten einig: Kostendruck führt zu einem Konkurrenzkampf zwischen den Anbietern von Arzneimitteln und Rohstoffen. Dadurch entstehen Oligo- und Monopole. Kann dann ein Hersteller nicht liefern – etwa wegen Problemen bei seinen Zulieferern, Umbauten, der Sperrung von Chargen oder eine unerwartet hohen Nachfrage – wirkt sich der Ausfall unmittelbar auf andere Beteiligte aus.

Professor Dr. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), fordert faire Preise für unverzichtbare Arzneimittel. Hoppe-Tichy meint, dass auch die Apotheker einen Teil der Verantwortung tragen: So beziehe er beispielsweise nicht mehr die Generika für zwölf Kliniken von einem einzigen Hersteller. „Das ist in einer klammen Finanzsituation natürlich schwer zu argumentieren“, räumt Hoppe-Tichy ein. Doch der Nutzen überwiege.

Eine weitere Ursache für Lieferengpässe sieht der ADKA-Präsident darin, dass Lohnhersteller oft in Regionen angesiedelt sind, in denen die notwendige Qualität noch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung ist. Während vor 20 Jahren noch rund 80 Prozent aller in Europa verarbeiteten Wirkstoffe auch in Europa hergestellt worden seien, kämen heute mehr 70 Prozent aus Nicht-EU-Ländern, sagt Dr. Rainer Fendt, Mitglied im „Active Pharmaceutical Ingredients Committee“ (APIC), das Wirkstoffhersteller auf EU-Ebene vertritt.

Das Problem: Die Hersteller in Indien und China, aus denen rund 70 Prozent aller Wirkstoffe importiert werden, hielten sich oft nicht an die Vorgaben zur Good Manufacturing Practice (GMP). Die EU-Richtlinie, die schriftliche Bestätigungen der Drittländer vorschreibt, helfe nur wenig, so Fendt. Manche Betriebe hätten zwar das Zertifikat, entsprächen aber trotzdem nicht den europäischen Vorstellungen von GMP.

Aus seiner Sicht könnten die Hersteller Produktionsstätten in Europa nutzen, um Wirkstoffe vor Ort herzustellen. Dafür brauche es aber einen Anreiz: „Derzeit profitiert der Wettbewerber, der sich nicht an die Regeln hält“, kritisiert Fendt.

Von finanziellen Anreizen will Dr. Dagmar Krüger vom BMG allerdings nichts wissen: „Ist es nicht genug Anreiz für die Hersteller – wenn man bedenkt, welche Auflagen sie im Ausland beachten müssen?“ Man müsse einen Zulieferer finden, Inspektionen durchführen und könne trotzdem nie sicher sein, dass alles reibungslos funktioniere.

Besonders bei Lieferengpässen, die entstehen, weil Pharmaunternehmen ein Präparat vom deutschen Markt nehmen oder die Produktion ganz einstellen, sehen Krüger, Hoppe-Tichy und Ludwig die Industrie in der Pflicht: „Die Hersteller müssen ihre ethische Verantwortung wahrnehmen“, sagte Ludwig mit Blick auf die Marktrücknahme von MacCampath (Alemtuzuma) durch den Hersteller Sanofi.

Dr. Siegfried Throm vom Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa) erklärte: „Es bringt nichts, ausschließlich an die Ethik der Hersteller zu appellieren, solange die Kassen sich nicht an den Kosten beteiligen.“

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