Rabattverträge sind der Kassen Liebstes, denn sie bringen Geld und Macht. Und sie bieten reichlich Potenzial für Retaxierungen. Unter dem Deckmantel der Versorgungssicherheit wurde so mancher realitätsfremder Vertrag geschlossen. So haben die Schreibtischtäter der Kassen zuletzt Zyto-Patienten beispielsweise das Reisen untersagt.
Auch wenn Zyto-Ausschreibungen inzwischen der Vergangenheit angehören, sind noch immer die Spätfolgen zu spüren. Sie sollten die wohnortnahe Versorgung der Patienten sichern und endeten im Wirrwarr. Gut gemeint ist bekanntlich nicht immer gut gemacht. Das Bundesgebiet wurde in 322 Gebietslose aufgeteilt – und die durften, wie sich herausstellt, von den Patienten nicht verlassen werden.
„Achtung! Sie verlassen Ihr Gebietslos. Bei Überschreiten der Zonengrenze, können Sie nicht mehr mit Ihren lebensrettenden Medikamenten versorgt werden!“ So oder so ähnlich hätte man Patienten warnen können, bis zur Genesung besser am Wohnort zu bleiben. Auch nicht zur Reha aufzubrechen.
Wohnortnah, aber realitätsfern könnte man die Versorgungssicherheit bezeichnen. Zudem wurde den Patienten die freie Apothekenwahl genommen. So sah es am Ende auch die Bundesregierung und verbot im März 2017 mit dem Arzneimittel-Versorgungsstärkungsgesetz (AM-VSG) die Exklusivverträge.
Apotheker kamen vom Regen in die Traufe. Die Kassen sind zu Open-house-Verträgen übergegangen, an denen sich interessierte Apotheken zu bestimmten Tarifen beteiligen können. Dass es aber noch schlimmer geht, zeigte die Verhandlung der Hilfstaxe. Der Genickbruch für die Zyto-Apotheken.
Statt alte Probleme zu beseitigen, wurden neue geschaffen – auf Kosten der Apotheke und zugunsten der Kasse. Mit der Realität nahm man es auch hier nicht so genau, so müssen Apotheken Rabatte von mehr als 80 Prozent gewähren. Überzogene Herstellerrabatte werden als Berechnungsgrundlage vorausgesetzt. Apotheker fordern als einzige Konsequenz die Kündigung durch den DAV. Aber selbst bei einer ordentlichen Kündigung verliert die Hilfstaxe ihre Gültigkeit erst mit einer neuen Vereinbarung. Und so wird noch viel Wasser die Spree hinunter fließen.
Am Ende zahlen Apotheken und Patienten einen hohen Preis. Es geht um Existenzen, bezahlt wird mit finanziellem Ruin und dem Leben. Sparen bis zum Tod.
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