ABDA/KBV-Modell

ARMIN: Politik will Geld sehen Alexander Müller, 08.05.2014 10:29 Uhr

Bevor Medikationsmanagement bundesweit vergütet wird, will die Politik Einsparungen sehen. Michael Hennrich (CDU) sprach mit BAK-Präsident Dr. Andreas Kiefer und DAV-Chef Firtz Becker über das Pilotprojekt ARMIN (v.r.n.l.). Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Als Pilotprojekt des ABDA/KBV-Modells läuft aktuell die Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) an. Die Apotheker wollen vor allem das Medikationsmanagement schnell bundesweit zum Thema machen. Die Politik will das Projekt zunächst beobachten: Der CDU-Gesundheitsexperte Michael Hennrich sagte beim DAV-Wirtschaftsforum, dass Verbesserungen in der Qualität auch bezahlbar bleiben müssten.

ARMIN startet nach der aktuellen Einschreibephase im Sommer zunächst mit der Wirkstoffverordnung und einem Medikationskatalog. Teilnehmende Ärzte und Apotheker werden von der AOK Plus honoriert. 2015 wird mit dem Medikationsmanagement das Herzstück des Modells eingeführt. Dabei sollen multimorbide Patienten besonders eng betreut werden.

Für den Erstaufwand können die Apotheker dabei 94,50 Euro abrechnen, danach 21 Euro Pro Patient und Quartal für die Betreuung. Die AOK Plus rechnet mit einem mehrstelligen Millionenbetrag für das fünfjährige Modellprojekt.

Hennrich hat keinen Zweifel, dass die Qualität der Versorgung über solche Modelle steigt. Entscheidend sei aber – neben der guten Zusammenarbeit der Beteiligten – die Wirtschaftlichkeit. Die ABDA sei sehr ambitioniert, das Modell müsse sich in der Praxis aber beweisen. Sollte das Projekt alle drei Anforderungen erfüllen, kann sich die Union weitere Schritte vorstellen: „Dann schließe ich nicht aus, dass es in die Gesetzgebung einfließt“, so Hennrich.

In der aktuellen Legislaturperiode stehe das Thema Qualität ganz oben auf der Tagesordnung, versicherte Hennrich. Auch Josef Hecken, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), habe die Bedeutung des Medikationsmanagements immer wieder als wichtigen Baustein erwähnt.

Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), würde sich offenbar ein bisschen mehr Tempo wünschen. Modellprojekte seien wichtig und richtig. „Aber man kann auch in Schönheit der Modellprojekte sterben“, so Kiefer in der Diskussionsrunde.

Was die Einsparungen angeht, setzt der BAK-Präsident auf die Langzeitwirkung. Richtige Beratung sei schwer zu messen, deshalb sei eine Qualitätsbeschreibung wichtig. Später hätte man dann über die Zahl der Krankenhauseinweisungen oder die Analyse von Blutwerten wieder harte Fakten, an denen sich auch die Wirtschaftlichkeit messen lasse. „Die Werkzeuge können die Apotheker, der neue Schritt ist, aus der Einzelbetrachtung in eine strukturierte Langzeitbetrachtung zu kommen.“

Kiefer und DAV-Chef Fritz Becker erneuerten auch die Forderung, dass die Apotheker in das Präventionsgesetz aufgenommen werden müssten. Kiefer kann die Ablehnung der Kassen nicht verstehen. Dass allein der Verkauf von Arzneimitteln die Apotheker ausschließen sollte, sei nicht nachvollziehbar.

Hennrich blieb unverbindlich, sagte aber eine Prüfung zu – und deutete augenzwinkernd, wo aus seiner Sicht die Widerstände sind: „Wenn Sie mit der SPD zusammen einen Vorschlag erarbeiten, verspreche ich, dass wir dem zustimmen.“