Kommentar

Abda: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns

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Berlin -

Die Abda setzt auf Argumente statt auf Protest. Doch darüber will die Standesvertretung nur mit Auserwählten sprechen – mit Verbündeten. Wer kein Fürsprecher ist, wird ignoriert oder vorgeführt. Und neuester Clou: PTA wird in der Kommunikation die pharmazeutische Kompetenz entzogen.

Ein halbes Jahr wurde auf den Referentenentwurf gewartet. Zeit genug, um sich vorzubereiten und Vorschläge sowie Maßnahmen zu entwickeln. Doch die Reaktion aus dem Apothekerhaus enthält wenig Substanz; man verschickt lieber Klappkarten an Abgeordnete aus dem Gesundheitsausschuss und „relevante Mitglieder“ des Kabinetts. Auch die „unorthodoxe“ Stellungnahme steht für Blockade statt Gesprächsbereitschaft – die Abda reagiert wie ein bockiges Kind, dem die Argumente fehlen und auch die Vorschläge ausgegangen sind.

Denn die will das BMG haben, und zwar nicht erst jetzt. Doch die Abda zeigt wenig Redebereitschaft; zumindest gegenüber Abteilungsleiter Thomas Müller. Die Einladung zum Schlagabtausch beim APOTHEKE LIVE lehnte man ohne Angabe von Gründen ab. Im engen Kreis wird die Mitgliederversammlung als Absagegrund kommuniziert.

Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), zeigte Mut und legte Vorschläge auf den Tisch. Dafür wird er jetzt vorgeführt und denunziert – im Standesmedium der Abda. Denn der HAV hat außerdem in Hessen zum zweitägigen Protest mobilisiert, obwohl die Abda einen Protest zum jetzigen Zeitpunkt als nicht zielführend ansieht und die Kolleg:innen um Zurückhaltung bittet.

Doch die Apothekenteams wollen protestieren und für ihren Berufsstand, ihren Job und ihre Sichtweise darauf, auf welchem Niveau Arzneimittelversorgung stattfinden sollte, eintreten. Darauf rumzureiten, dass Seyfarths Apotheke im Frankfurter Hauptbahnhof trotz Protest und Kundgebung geöffnet hat, war ein durchschaubares Manöver, um vom eigenen Versagen abzulenken.

Eigentlich wollte die Abda die Reformpläne enttarnen. Im Moment enttarnt sie nur sich selbst: Eine Standesvertretung, die zu Geschlossenheit aufruft und die die eigenen Verbandsmitglieder zum Abschuss freigibt, zeigt, wie angeschlagen sie in Wirklichkeit ist. Overwiening machte im letzten Talk mit der hauseigenen Nachwuchsorganisation deutlich, wie schwierig die Weiterentwicklung des Berufs aus ihrer Sicht ist: „Herausforderungen sind insofern schwierig, weil wir eine heterogene Bande sind und kleinteilig.“

Der Abda fehlt es an Argumenten und Vorschlägen – auch wenn man das nicht zugeben will: „Es gibt so viel, was Apotheken vorgeschlagen haben, dennoch wird Politik nicht müde, zu sagen, wir machen keine Vorschläge.“ Dass „Armin“ es nicht in die Regelversorgung geschafft hat, ist offenbar noch immer ein schwerer Brocken, den die Abda nicht verdauen kann. Und auch Apotheken mehr in den Notdienst einzubinden, wird die schon angeschlagenen Apotheken nicht retten.

Eigentlich bräuchte es dringend eine Erhöhung des Honorars, doch das BMG will lieber auf der Kostenseite ansetzen. Einsparungen soll es beim Personal geben – und damit nimmt man Einbußen in der Qualität in Kauf: Das BMG will PTA zu billigeren Ersatzapprobierten machen.

Overwiening spricht mittlerweile nur noch von „Assistenzen“ – und entzieht damit ausgerechnet der Berufsgruppe in der Kommunikation die pharmazeutische Expertise, deren Rückhalt sie braucht. PTA werden zu Logistikern, die nur Packungen abgeben – ein Akt, den jeder machen könne, auch „jede Assistenz“. Wenn es Probleme gebe, brauche es Apotheker. So werde Logistik von fachlicher Patientenversorgung getrennt, so Overwiening.

Die Kluft zwischen Apotheker:innen und PTA wird größer, aber nicht nur, weil das BMG einen Referentenentwurf vorgelegt hat. Sondern auch, weil die Abda keine Hierarchien abbauen will. Das hatte sie schon bei der PTA-Reform deutlich gemacht.

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