Graswurzelbewegung statt Wahlprüfsteine: Die Apotheker haben ihm Rahmen der ABDA-Kampagne „Gesundheit wählen“ in 299 Wahlkreisen 1631 Kandidaten Fragen gestellt. Knapp eine Woche vor der Wahl wurde die Kampagne ausgewertet: 554 Kandidaten haben bislang geantwortet, das ist ziemlich genau jeder dritte. ABDA-Vize Mathias Arnold ist mit dem Ergebnis zufrieden.
Neben den schriftlichen Antworten ist Arnold zufolge der Dialog besonders wichtig gewesen: Im Rahmen der Kampagne haben demnach mehr als 30 Apothekenpraktika stattgefunden und mehr als 150 Kandidaten folgten Einladungen zu persönlichen Gesprächen oder Veranstaltungen. Außerdem hätten viele Apotheker Rückfragen und Bitten um mehr Hintergrundinformationen erhalten, so Arnold.
Dass etliche Wahlkreisapotheker nur die Standardantwort der Parteien erhalten hatten, ist Arnold zufolge nicht so dramatisch: „Jeder Abgeordnete, selbst wenn er den Text seiner Partei übernommen hat, hat sich mit dem Thema auseinandergesetzt.“ Zudem seien die Kontakte der Apotheker zu den Politikern intensiviert worden.
Arnold sieht es außerdem als Erfolg der Kampagne, dass sich Politiker teilweise anders aufgestellt haben als ihre Parteien, zum Beispiel Unionspolitiker beim Thema Apothekenbusse oder Grüne bei der Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes. „Es gab einen Stimmungswandel an der Basis“, sagt Arnold.
Die Politiker wurden Arnold zufolge auch für eine bessere Honorierung bei der Abgabe von Betäubungsmitteln sensibilisiert. Für die Thematik Rezepturherstellung habe man ebenfalls Verständnis gewinnen können, so der ABDA-Vize. Er verweist auf zwei Antworten von Politiker der FDP und SPD, die eine bessere Bezahlung von Rezepturen fordern.
Zudem hätten durch die Kampagne alternative Vergütungssysteme ins Gespräch gebracht werden können: Ein Kandidat der Freien Wähler aus Bayern habe beispielsweise geantwortet: „‘Noch mehr Beratung‘ bedeutet noch mehr Leistung. Wer noch mehr Leistung wünscht, muss diese auch bezahlen.“
Die Wahlkreisapotheker haben im Juli begonnen, Fragen an „ihre“ Kandidaten zu schicken. Die erste Antwort kam Ende Juli von Björn Dierdorf (Bündnis 90/Die Grünen) aus dem Wahlkreis Plön in Schleswig-Holstein. Die Grünen sind auch die Partei, die die meisten Antworten gegeben hat: 117 der 299 befragten Kandidaten haben den Apothekern geschrieben – das entspricht 39 Prozent.
In Bayern hatten die Politiker vor der Landtagswahl offenbar keine Zeit: Der Freistaat ist das Bundesland mit den wenigsten Antworten – 52 von 270 Kandidaten haben reagiert. Die CSU ist zugleich die Partei, deren Politiker die wenigsten Antworten gaben: Von 45 Kandidaten antworten den Apothekern lediglich sechs, das entspricht 9 Prozent. Bei der CDU schrieben 82 von 254 Kandidaten (32 Prozent) an die Apotheker. Insgesamt kommt die Union somit auf knapp 29 Prozent und landet auf dem letzten Platz.
Die prozentual meisten Antworten kann Bremen aufweisen: Sechs der zehn Bundestagskandidaten positionierten sich. Die meisten Antworten kommen nach absoluten Zahlen aus Nordrhein-Westfalen: 139 von 384 befragten Politikern schrieben zurück, das entspricht 36 Prozent.
Mehr zur Kampagne „Gesundheit wählen“ und zur Wahlkreisapothekerin Tatjana
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