Beim Stichwort ABDA denken viele Apotheker an Hausbau und an politische und kommunikative Misserfolge. Der Deutsche Apothekerverband (DAV) dagegen steht als erster Verhandlungspartner für die Verträge mit den Krankenkassen im Feuer. Bei den anstehenden Wahlen zum DAV-Vorstand kommt es im Führungsgremium zu personellen Veränderungen. Dr. Rainer Bienfait tritt nicht mehr an. Wer seine Nachfolge als Chefverhandler übernimmt, ist nicht nicht klar. Vier neue Namen stehen auf der Kandidatenliste für die DAV-Vorstandswahl am 30. November.
Im Geschäftsführenden Vorstand des DAV sind fünf Verbandschefs vertreten. Fritz Becker, Vorsitzender des LAV Baden-Württemberg, hat bereits erklärt, als DAV-Chef weitermachen zu wollen. Dagegen stellen sich Dr. Rainer Bienfait (Berlin) und Claudia Berger (Saarland) nicht zur Wiederwahl. Bienfait war DAV-Vize und als Verhandlungsführer für Verträge mit den Krankenkassen und Retaxangelegenheiten zuständig; er führte seine Aufgabe wie ein Vollzeitjobber und saß in stundenlangen Verhandlungsrunden mit am Tisch.
Damit stehen neben den bisherigen DAV-Vorständen Stefan Fink (Thüringen) und Dr. Hans-Peter Hubmann (Bayern) neue Namen auf der Vorschlagsliste: Dr. Klaus Michels (Westfalen-Lippe), Thomas Dittrich (Sachsen), Thomas Preis (Nordrhein) und Berend Groeneveld (Niedersachsen).
Michels ist in seinem Kammerbezirk als Hilfsmittelexperte bekannt. Dass er bislang kein Amt in Berlin übernommen hat, hängt wohl auch mit seiner Einstellung zusammen, das Kaufmännische mindestens gleichwertig zum Heilberuflichen zu sehen. Bei der Novellierung der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) etwa hatte er sich für die Erweiterung des apothekentypischen Warensortiments stark gemacht.
Allerdings soll Michels in der Vergangenheit auch wenig Interesse an einem Engagement über seinen Verband hinaus gezeigt haben – sein Name soll auch nicht aus seinem Sprengel auf die aktuelle Vorschlagsliste gekommen sein. Gemeinsam mit Bärbel Kesselmeier betreibt Michels zwei Apotheken in Paderborn. Seine Frau hat zwei weitere Apotheken, zur Gruppe gehören außerdem drei Apotheken von Dr. Manfred Kesselmeier und eine von Dr. Philipp Hoffmann.
Dittrich und Groeneveld sind noch nicht lange in der Standespolitik: Dittrich hatte Anfang 2015 die Nachfolge von Monika Koch als Verbandschef in Sachsen angetreten. Der Inhaber der Stadt-Apotheke in Großröhrsdorf war seit Februar 2012 Vize und in dieser Funktion maßgeblich an der IT-Umsetzung der Arzneimittelinitiative Sachsen-Thüringen (ARMIN) sowie an regionalen Vertragsverhandlungen mit den Krankenkassen beteiligt.
Groeneveld hatte Anfang 2014 Heinz-Günter Wolf als Verbandschef in Niedersachsen beerbt. Der Inhaber der Rats-Apotheke im ostfriesischen Norden ist seit 2005 im Verband und war unter anderem im mittlerweile aufgelösten Wirtschaftsausschuss tätig.
Becker steht seit 2009 an der Spitze des DAV; er hatte die Nachfolge von Hermann S. Keller angetreten. In Baden-Württemberg ist der 65-Jährige seit 1998 Verbandschef; im Januar war er für eine weitere Amtszeit gewählt worden. Seit Anfang 2000 ist er in den Gremien von DAV und ABDA. Becker betreibt in Pforzheim die Nordstadt-Apotheke und die Neue Apotheke Eutingen. Die Medico-Apotheke gab er 2013 auf.
Preis, Jahrgang 1959, hofft auf ein Comeback. Er war ab 2009 bereits im Geschäftsführenden Vorstand des DAV. Weil er bei den Wahlen 2012 ABDA-Vize werden wollte, gab er das Amt auf – und unterlag dann Mathias Arnold. Preis leitet seit 1990 die Alpha-Apotheke in Düsseldorf und ist seit 1999 Verbandschef in Nordrhein.
Fink ist Inhaber der Classic-Apotheke in Weimar. 1964 in Bayern geboren, machte er sich mit 30 Jahren in Thüringen selbstständig. Im November 2007 wurde er zum Verbandschef gewählt.
Hubmann, Jahrgang 1964, stammt aus einer alteingesessenen Apothekerfamilie in Kulmbach, der heute fünf von zehn Apotheken im Ort gehören. Hubmann ist seit 1995 Mitglied im Verband, seit 2002 im Vorstand, seit 2004 Vize und seit 2008 Vorsitzender.
Bienfait, geboren 1951, ist seit 1990 im Vorstand des Berliner Apotheker-Vereins und seit 1997 dessen Vorsitzender. Seit 2009 war er im DAV-Vorstand Vorsitzender des Vertragsausschusses. Die Otto-Apotheke im Stadtteil Moabit hat Bienfait mittlerweile abgeben; seitdem arbeitet er in der Adler-Apotheke seiner Frau in Adlershof.
Berger betreibt die Merkur-Apotheke in Völklingen. Seit 2002 ist die Apothekerin Vorstandsmitglied im Saarländischen Apothekerverein, seit 2005 dessen Vize und seit 2007 Vorsitzende.
Am 30. November wählt die Mitgliederversammlung des DAV ihren neuen Geschäftsführenden Vorstand. Eine Woche zuvor wird bei der Bundesapothekerkammer (BAK) gewählt. Am 7. Dezember wird der ABDA-Präsident gekürt.
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