Der Abda-Wahlaufsatz steht und am 16. Januar wird eine neue Präsidentin oder ein neuer Präsident gewählt. Weil sich das Wahldebakel aus dem Dezember auf keinen Fall wiederholen soll, wurde kurzerhand die Abda-Satzung angepasst. Die Wahlberechtigten geben in der kommenden Woche keine Stimme ab, sondern die Kandidaten werden ausgelost, und zwar vom ehemaligen Abda-Präsidenten Friedemann Schmidt.
Im ersten Wahlgang des neuen Abda-Vorstandes hatte man sich verzockt. Die amtierende Präsidentin Gabriele Regina Overwiening stand als einzige Kandidatin zur Wahl. Eigentlich war die Sache klar. Doch einen sicheren Sieg fuhr sie dennoch nicht ein. Statt einem Dämpfer in Form eines knappen Wahlsieges wurde sie mit 52 Prozent Gegenstimmen abgewählt.
Weil die Satzung vorsieht, dass binnen sechs Wochen neu gewählt werden muss, geht es am 16. Januar in die nächste Runde. Overwiening geht als Überraschungskandidatin erneut ins Rennen, obwohl sie nach der Niederlage klar gemacht hat, kein weiteres Mal zur Verfügung zu stehen. Doch die „unbedingte Bitte“ nach einer erneuten Kandidatur habe sie erreicht und motiviert. Mathias Arnold (LAV Sachsen-Anhalt) will Vize bleiben und steht Overwiening zur Seite.
Doch dieses Mal gibt es Konkurrenz. Die Verbände werfen Thomas Preis – Verbandschef in Nordrhein – in den Wahlring. Eine besondere Rolle könnte Dr. Ina Lucas (Apothekerkammer Berlin) spielen, die ebenfalls im Wahlaufsatz steht. Silke Laubscher (LAK Baden-Württemberg) kandidiert erneut als Vertreterin der Angestellten.
Um Overwiening eine erneute Niederlage und somit eine Vertrauensabsprache durch eine direkte Stimmabgabe der Wahlberechtigten zu ersparen und den Vorwurf der Ämterhäufung in NRW zu kassieren, entscheidet in der kommenden Woche der Zufall. Als Wahlleiter kommt der ehemalige Abda-Präsident Friedemann Schmidt zurück auf das Parkett. Die Abda-Satzung wurde entsprechend angepasst. Außerdem kann die Standesvertretung künftig von einer Doppelspitze geführt werden.
So läuft die „Wahl“ oder vielmehr die Ziehung ab. Die Namen der Kandidat:innen werden wie bei Auslosung der Spiele der UEFA Champions League in einen Lostopf gegeben. Da Laubscher als einzige Kandidatin für die Vertretung der Angestellten ins Rennen geht, erhält sie einen eigenen Lostopf. Overwiening, Arnold, Preis uns Lucas kommen gemeinsam in einen Auslosungstopf. Dazu werden Zettel, auf denen die Namen der Kandidat:innen stehen, in eine Hartgelatinekapsel der Größe 00 gesteckt, diese per Lok-Cap verschlossen und in den Lostopf gegeben.
Die Ziehung, die unter Aufsicht eines Notars erfolgt, übernimmt der ehemalige Abda-Präsident Friedemann Schmidt. In der ersten Ziehung wird die Abda-Spitze gewählt. Steht fest, wer der oder die neue Präsident:in ist, wird der oder die Vize gezogen. Dabei ist es künftig unerheblich, ob Präsident:in und Vize auf Kammer und Verband verteilt sind.
Unabhängig vom Wahlgang steht fest: Die neue Abda-Spitze hat es schwer und muss für einen Neuanfang und Erfolge stehen. Denn der Frust in der Basis ist groß. Dazu trägt auch das Wachstum der Shop Apotheke bei. Auf 254 Millionen Euro summieren sich die Erlöse mit rezeptpflichtigen Medikamenten in Deutschland; 97 Millionen Euro entfallen alleine auf das vierte Quartal. TV-Promi Günther Jauch wurde noch einmal massiv auf Sendung geschickt, sodass die Umsätze um 147 Prozent stiegen.
Zudem wird zum Jahresbeginn das Ausmaß der Schließungswelle deutlich. Die Zahl der Apotheken sinkt rapide. Zu Ende 2024 haben in Nordrhein 66 Apotheken geschlossen, Westfahlen-Lippe hat 57 Apotheken für immer verloren und Brandenburg 14, um nur einige Beispiele zu nennen.
Dabei zeigen aktuelle Beispiele, wie wichtig die Apothekern vor Ort sind, um beispielsweise Medikationsfehler zu vermeiden. Stattdessen übernehmen sie anders als die Hollandversender auch noch aufwendige Rezepturen und werden dann auch noch von den Krankenkassen abgestraft. Doch Kassen wie die AOK setzen den Apotheken auch politisch zu – indem sie sich beispielsweise nach wie vor hinter die Ideen aus der vorerst geplatzten Apothekenreform stellen.
Aber um auch mal mit etwas Positivem abzuschließen: Der Kassenabschlag sinkt demnächst wieder auf das frühere Niveau, was etwas entlasten dürfte. Und nach langer Untätigkeit der Plattformen und Behörden konnte die Freie Apothekerschaft hier einen Erfolg erreichen: Inserate wurden gelöscht, eine dubiöse Facebook-Gruppe ebenfalls.
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