Die ABDA ist eine blasse Standesvertretung, aber ein erfolgreicher Wirtschaftsbetrieb. Auf 40 Millionen Euro summieren sich die Umsätze der beiden wirtschaftenden Töchter WuV und Govi pro Jahr. Rein rechnerisch sind die Firmen rund 120 Millionen Euro wert. Der geplante Zusammenschluss bringt wenig Transparenz, macht aber deutlich: Egal, wie es mit dem Berufsstand weitergeht – mit ihrer Monopolstellung in einigen Bereichen und ihren gewaltigen Rücklagen steht die ABDA selbst auf festen Füßen.
Laut KPMG-Gutachten ist der Govi-Verlag rund 32 Millionen Euro wert, die Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker (WuV) sogar knapp 84 Millionen Euro. Grundlage für die Berechnung ist jeweils der durchschnittliche Überschuss in den vergangenen drei Jahren, der nach dem vereinfachten Ertragswertverfahren mit dem Faktor 18,21 multipliziert wird.
Allerdings sind die Überschüsse bei den ABDA-Töchtern nur eine relative Größe: Als organisatorische und finanzielle Drehscheibe der ABDA stellt die Verwaltungsgesellschaft Deutscher Apotheker (VGDA) den beiden Schwesterfirmen bei allen Buchungen einen Aufschlag in Höhe von 5 Prozent in Rechnung. Bei einem durchschnittlichen jährlichen Nettogewinn von rund 200.000 Euro wäre die VGDA also noch einmal 3,6 Millionen Euro wert.
Unberücksichtigt bleiben beim Ertragswertverfahren die Vermögenswerte: Die WuV verfügte zuletzt über einen Kassenbestand von 26 Millionen Euro. Alljährlich überweist die Firma Ausschüttungen in siebenstelliger Höhe an die ABDA, die für deren Haushalt neben den Beiträgen der Mitgliedsorganisationen eine wesentliche Einnahmequelle sind. Beim Govi-Verlag, der seit 2009 wieder profitabel ist, lagen laut Bilanz immerhin rund 11 Millionen Euro auf den Konten, bei der VGDA zusätzlich mehr als eine Million Euro.
Um das Gesamtvermögen der ABDA zu erfassen, müssten schließlich die eigenen Rücklagen und der Immobilienbesitz berücksichtigt werden. Die ABDA hatte zuletzt 4,2 Millionen Euro auf eigenen Konten plus 6,9 Millionen Euro angelegt in Wertpapieren. Den größten Teil des Vermögens machen die beiden Apothekerhäuser in Berlin und in Eschborn aus, die mit 19,7 beziehungsweise 8,7 Millionen Euro in den Büchern stehen.
Zum Govi-Portfolio gehören das Pflichtblatt Pharmazeutische Zeitung (PZ) sowie die Kundenzeitschrift Neue Apotheken Illustrierte (NAI). Außerdem werden zahlreiche Fachbücher herausgegeben, die teilweise Pflicht in jeder Apotheke sind. Von Änderungen im Apothekenrecht profitiert die ABDA also auch finanziell.
Die WuV veranstaltet die Expopharm und den Deutschen Apothekertag (DAT) sowie die Pharmacon-Kongresse in Schladming und Meran – und übernimmt dabei die Kosten für das ABDA-Ehrenamt bis hin zur Präsidentensuite. Diesem Geschäftsbereich ist außerdem die Marketing Gesellschaft Deutscher Apotheker (MGDA) zugeordnet, die in überschaubarem Umfang Kooperationen mit der Industrie auflegt und außerdem die Agentur für Präqualifizierung betreibt.
Auch Pseudo-Customer-Besuche werden im Auftrag der Kammern von der WuV organisiert. Gemeinsam mit der VGDA hält die WuV schließlich die Geschäftsanteile der Versicherungsvermittlung für Apotheker (VfA), die zuletzt allerdings in die roten Zahlen gerutscht war.
Einträglichster Geschäftszweig der WuV ist die ABDATA: Alle Softwarehäuser nutzen die hier bereitgestellten Arzneimittelinformationen; einen höheren einstelligen Millionenbetrag soll der Bereich regelmäßig an Ertrag erwirtschaften und damit andere Segmente querfinanzieren. Auch wenn die CompuGroup dabei ist, mit ihrer Tochterfirma ifap den Bereich Arzneimittel- und Therapiedatenbanken auszubauen: An der ABDATA führt im Arzneimittelmarkt kein Weg vorbei.
Wie wichtig dieser Bereich ist, haben beispielsweise die Krankenkassen längst erkannt. Vor einem Jahr forderte der GKV-Spitzenverband, die Arzneimittelinformationen einer staatlichen Aufsicht zu unterstellen: „Die Verwaltung der PZN und insbesondere der damit geschlüsselten Preis- und Produktinformationen hat inzwischen eine hoheitliche Bedeutung über die GKV hinaus und ist den kritischen IT-Infrastrukturen zuzurechnen“, hieß es in der Stellungnahme zum Pharmapaket. „Es besteht ein dringendes öffentliches Interesse, das Management dieser Datenbank einer unabhängigen Instanz zu übertragen, behördlich zu überwachen und die Bereitstellung neutraler und ungefilterter Informationen für die Kostenträger und Leistungserbringer sicher zu stellen.“
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