ABDA und Phagro streiten um Zahlen APOTHEKE ADHOC, 09.12.2010 16:04 Uhr
Mitten in den Konditionenverhandlungen zwischen Apotheken und Großhändlern streiten Deutscher Apothekerverband (DAV) und Phagro erneut öffentlich um die Aufteilung der Belastungen aus dem AMNOG. Nachdem der Großhandelsverband aggregierte Halbjahreszahlen für die Branche vorgelegt hatte, forderte DAV-Chef Fritz Becker die Politik auf, den Apotheken gegen den „maßlosen Auftritt des Großhandels“ zur Seite zu stehen.
Der Phagro hatte unter Berufung auf seine Verbandsstatistik mitgeteilt, dass die Großhändler 2010 vermutlich einen Gesamtertrag von weniger als 100 Millionen Euro erwirtschaften würden. Im vergangenen Jahr hätten die Firmen zusammen einen Vorsteuergewinn von 172 Millionen Euro erwirtschaftet; im ersten Halbjahr habe dieser bei 59 Millionen Euro gelegen. Eine ausreichende Rendite, um der Handels- und Finanzierungsfunktion nachzukommen, sei nicht zu erwarten, so der Phagro.
Die Zahlen wurden aus dem monatlichen Meldungen der Phagro-Mitgliedsfirmen an das Kölner Marktforschungs- und Beratungsunternehmen IfH (Institut für Handelsforschung) errechnet. Details dazu verrät der Phagro nicht; nachrechnen lassen sich die Angaben schon wegen der teilweise abweichenden Geschäftsjahre nicht.
Hier setzt die Kritik des DAV an: Schon in den Verhandlungen zum AMNOG seien die „Zahlenspiele des Phagro“ zweifelhaft gewesen: „Das Phagro-Zahlenwerk soll die milliardenschweren Handelsunternehmen arm rechnen und ihnen ermöglichen, die Last auf die Apotheken abzuwälzen“, so Becker. Die wenigen verbliebenen Großhändler wollten die Apotheken bluten lassen.
„Wir erwarten von Gesundheitsminister Dr. Rösler nun, dass er Wort hält und einem möglichen Kartell von Großhändlern rechtzeitig die Stirn bietet. Der Großhandel soll seine Last selbst tragen“, so Becker weiter. „Die aktuellen Entwicklungen richten sich konzertiert gegen den Qualitäts- und Preiswettbewerb, damit gegen die Apotheken und auch gegen die Arzneimittelversorgung der Menschen.“