Viel Neues brachte die Abda-Mitgliederversammlung nicht zu Tage. Im Nachgang bestätigte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, dass die Proteste im Bundesgesundheitsministerium (BMG) noch kein Einlenken gebracht hätten – in weiten Teilen der Politik aber gehört worden seien.
Laut Overwiening sind die politischen Reaktionen auf den Protestmonat positiv zu werten. Die Medienresonanz sei durch die vier Kundgebungen in den Regionen Nord, Süd, Ost und West deutlich gesteigert worden. Die Protestaktion habe für ein „politisches Nachbeben“ gesorgt, durch das auch Abgeordnete der Ampel sich eindeutig pro Apotheke positioniert hätten, erklärte sie weiter.
„Apotheken sind eine wichtige Infrastruktursäule, Apotheken sorgen für den sozialen Frieden“, so Overwiening In einer älter werdenden Gesellschaft sei es deshalb substanziell, die Berufe für den Nachwuchs attraktiv zu halten. Die Forderungen der Apothekenteams müssen jetzt dringend auf Bundesebene getragen werden. Im Anschluss an die Proteste seien nun viele Gespräche zu führen. Dazu werden auch Apotheken als Wahlkreisbotschafter ins Boot geholt. Diese sollen helfen, den Politiker:innen zu erklären, „was Apotheke überhaupt bedeutet“.
Antworten aus dem Ministerium ließen sie nicht unbedingt „frohlocken“, so die Abda-Präsidentin. Als Antwort auf die Honorarforderung sei ein Vorschlag unterbreitet worden, der auf eine „Entwertung der Apotheken“ abziele. Es sei wichtig, in der Politik gehört zu werden, sie zu sensibilisieren und solche „trojanischen Pferde“ frühzeitig zu entlarven. Eine Veränderung im Apothekenmarkt müsse auch morgen noch eine sichere Versorgung für die Bevölkerung gewährleisten. Overwiening versprach: „Wenn wir auch über längere Zeit in den Gesprächen, die wir in den nächsten Wochen führen werden, keine Zusagen bekommen, nicht das Licht am Ende des Tunnels sehen können, dann werden wir erneut eskalieren. Wir werden ganz weit nach draußen gehen, um alle Menschen in diesem Land zu sensibilisieren.“ Mit einer solchen Eskalation sei aber erst wieder im Jahr 2024 zu rechnen, ergänzte Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz.
Das E-Rezept sei an vielen Stellen noch nicht ausgereift. Es könne gerade am Anfang noch Schwierigkeiten geben, die in der Programmierung noch nicht ausreichend verifiziert worden seien. Overwiening stellte fest: „Zusammen werden wir das hinkriegen.“ Das E-Rezept gehöre in die öffentliche Apotheke, und nur dorthin. Die pharmazeutischen Dienstleistungen hingegen seien noch sehr neu für Apotheke und Kundschaft. Die Nachfrage sei aufgrunddessen noch nicht sonderlich groß. Overwiening plädiert dafür, Informationen zu den pharmazeutischen Dienstleistungen zu verbreiten und so eine höhere Nachfrage zu erzeugen.
Lauterbachs Idee, den Kostensockel der Apotheken zu reduzieren, wenn diese weder Rezeptur, noch Nacht- und Notdienst oder gar Approbierte vor Ort hätten, sehe zwar nett aus, beinhalte aber viele Stolpersteine, so Overwiening. Zurzeit sei die wohnortnahe Versorgung noch durch Filialen, die Vollapotheken seien, im Gros gesichert. Die Bevölkerung könne heute gar nicht unterscheiden, ob es sich bei ihrer Apotheke um eine Vollapotheke oder eine Filiale handle, da das Leistungspektrum sich nicht unterscheide.
Diese Problematik würde bei den so genannten „Light-Apotheken“ aber auftreten und zu einer deutlichen Leistungsreduktion führen. „Apotheken ohne Apotheker sind keine Apotheken mehr“, stellte Overwiening deutlich klar. „Das gibt es weltweit nirgends!“
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