ABDA-Spitze bittet um Gnade Lothar Klein, 04.09.2019 11:43 Uhr
Drei Wochen vor Beginn des Deutschen Apothekertages in Düsseldorf versucht die ABDA-Führung, den Verlauf der erwarteten Diskussion über das Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in geordnete Bahnen zu lenken. Angesichts der weiter fortbestehenden Kritik an der Preisgabe der Gleichpreisigkeit und des Erfolgs der Bühler-Petition zum Rx-Versandverbot erwartet ABDA-Präsident Friedemann Schmidt einen „sehr streitbaren DAT“. In der Pharmazeutischen Zeitung bittet die ABDA-Spitze daher um eine konstruktive Diskussion und den Verzicht auf „Klagen über die Unvollkommenheit dieses Entwurfs“ – Spahns Apothekenstärkungsgesetz.
Es gehe schließlich um die größte Reform des Apothekenmarkts seit 2003/2004, berichtet die PZ im Auftrag des ABDA-Präsidenten. „Ich glaube, dass man sich letztlich einigen kann. Und die Chancen, die in dieser Reform stecken, auch nutzen will“, so der ABDA-Präsident, „es wäre mein Wunsch, den DAT nicht mit Rückwärtsbetrachtungen und Klagen über die Unvollkommenheit dieses Entwurfs zu verbringen, sondern dass wir auch den nächsten Schritt gehen und schauen, was machen wir nun daraus, wie können wir die großen Chancen tatsächlich nutzen“.
Schmidt zeigt sich in der PZ optimistisch, dass trotz kontroverser Diskussionen vom DAT ein positives Signal ausgehen wird: Das Signal, „dass wir die Chancen des Gesetzes auch als Chancen verstehen, nicht nur als Risiken. Dass wir die Bereitschaft erklären, uns weiterzuentwickeln“. Der Gesetzentwurf löse ja nicht nur ein altes Problem, sondern gebe auch viele Hinweise darauf, wie sich der Apothekerberuf in den nächsten Jahren weiterentwickeln solle. „Und wenn wir das einordnen in unser Strategiepapier 2030, dann sehe ich ganz viele Überschneidungen und Übereinstimmungen“, erklärt Schmidt: „Es wäre schön, wenn der DAT 2019 diese Übereinstimmungen auch sieht und das Beste daraus macht“, bittet der ABDA-Präsident um Zustimmung.
Zu Wort kommt in der PZ auch DAV-Chef Fritz Becker, der ebenfalls nur nach vorne schauen und die Rolle der ABDA-Führung beim Zustandekommen des Gesetzentwurfes lieber nicht diskutieren möchte: „Ich erwarte eine zukunftsorientierte Diskussion zum Gesetzentwurf.“ Spahn werde sich sicher nochmal klar zur Vor-Ort-Apotheke positionieren. Becker setze nach eigenen Angaben darauf, „dass die Delegierten die positiven Ansätze des Gesetzes aufnehmen und in Zusammenhang mit dem Strategiepapier Apotheke 2030 klare Signale für die Zukunft aussenden“.
Auch der Präsident der Bundesapothekerkammer, Dr. Andreas Kiefer, intern einer der Kritiker der Reform, versucht die Wogen vorab zu glätten: „Ich wünsche mir, dass der DAT in einer – sicherlich kontroversen – Diskussion anerkennt, dass die Aspekte Globalisierung, Europa und mehr Freiheitsgrade für die Menschen auch implizieren, dass die eigenen nationalen Regelungen an Bedeutung verlieren. Sprich, dass wir mehr im europäischen Kontext denken.“ Bekanntermaßen finden sich die größten Kritiker des Apothekenstärkungsgesetzes im Lager der Landesapothekerkammern.
Es sei in diesem Kontext wichtig, die flächendeckende Versorgung durch die Vor-Ort-Apotheken zu stärken. Hier zeige das Gesetz mit der Entwicklung der honorierten pharmazeutischen Dienstleistung klare Chancen auf, den Apothekerberuf zukunftsfähig zu machen. Es biete die Möglichkeit, die selbstständige Tätigkeit des Heilberufes in einem regionalen Prinzip zu stärken und ihm so im europäischen Kontext eine feste Position zu garantieren, so Kiefer. Und er richtet in der PZ einen Appell an die DAT-Delegierten: „Ich erwarte, dass der DAT die Größe hat, die eigene Betroffenheit hinter das Ziel zu stellen, die Versorgung und somit den Berufsstand zu erhalten.“