Nach der Abwahl von Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ging es in der Heidestraße zunächst weiter wie geplant. Im Rahmen einer berufspolitischen Infoveranstaltung ließ sich Vizepräsident Mathias Arnold im Hausblatt PZ mit der Aussage zitieren: „Transparenz hört auf, wo Vertrauen anfängt.“ Holger Seyfarth, Vorsitzender des Hessischen Apothekerverbandes (HAV), ist fassungslos.
Die Aussage von Arnold sei hoch problematisch, gefährlich und widerspreche allen grundlegenden Prinzipien guter Governance, insbesondere für eine Organisation wie die der Abda, so Seyfarth. Vertrauen basiere auf Transparenz, nicht auf ihrem Fehlen: „Wie also kann man nur auf so etwas kommen? Transparenz ist überhaupt erst der Schlüssel, um Vertrauen aufzubauen. Mitglieder müssen nachvollziehen können, wie Entscheidungen getroffen werden, wie Gelder verwendet werden und welche Strategien verfolgt werden. Wenn Transparenz fehlt, entstehen zwangsläufig Misstrauen, Verdacht und Spekulationen über verdeckte Interessen oder Fehlentscheidungen.“
Organisationen mit hoher Transparenz genössen in der Regel ein höheres Vertrauen der Mitglieder, so Seyfarth. Als Beispiele nennt er die Bundesärztekammer oder andere Kammern. „Eine Organisation wie die Abda hat bereits eine Monopolstellung als Vertretung der deutschen Apotheker. Wenn Vertrauen nur auf blindem Gehorsam basiert, wird die Gefahr von Machtmissbrauch und Entscheidungen zum Nachteil der Mitglieder real.“
Arnold blende einen ganz wesentlichen demokratischen Grundsatz aus: „Demokratische Strukturen erfordern Kontrolle. Und Transparenz ist die Grundlage für demokratische Kontrolle, da die Mitglieder so Einfluss nehmen können und die Führung gegebenenfalls zur Verantwortung gezogen wird“, so Seyfarth.
Gerade junge und engagierte Apothekerinnen und Apotheker wünschten sich eine moderne, transparente Interessenvertretung, die offen und nachvollziehbar arbeite. „Das Gegenteil führt zu Unzufriedenheit, Frust und einer wachsenden Distanz zur Abda. Gerade junge Apotheker erwarten von ihrer Standesvertretung Offenheit und Dialog auf Augenhöhe. Mit einer solchen Aussage verschließt sich die Abda gegenüber diesen Erwartungen und riskiert einmal mehr, als veraltet und abgehoben wahrgenommen zu werden.“
Er halte es für völlig verantwortungslos, den jungen und noch begeisterten Kolleginnen und Kollegen so etwas zu erzählen. „Die Aussagen von Mathias Arnold sind nicht nur unsinnig, sondern auch schädlich für das Ansehen und die Akzeptanz der Abda. Transparenz und Vertrauen stehen nicht im Widerspruch. Transparenz ist die Grundlage für langfristiges Vertrauen. Ein anderes Verständnis führt zu einer Schwächung der Standespolitik und verschärft die Distanz zwischen der Abda und ihren Mitgliedern.“
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