Zur Stunde berät der Geschäftsführende Vorstand der Abda, wie es mit den Protestmaßnahmen weitergeht. Dem Vernehmen nach stehen weitere Aktionen erst für November im Raum.
Nach den beiden missglückten Postkartenaktionen hatte Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening weitere Maßnahmen für die Zeit nach der Sommerpause in Aussicht gestellt: „Mit den Aussagen der Patientinnen und Patienten starten wir in einen bewegten Herbst“, so ihre Ankündigung. „Wir verbauen der Politik jede Chance, an der Stärkung der Apotheken vorbeizukommen.“
Bei der Pressekonferenz vor zwei Wochen wurde der 27. September zum „Tag der Antworten“ ausgerufen: Bis dahin soll Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sechs Fragen beantworten, die die Abda ihm geschickt hat. Im Vorfeld des Spitzengesprächs in der vergangenen Woche übergab Overwiening ihm den Katalog persönlich und forderte ihn eindringlich auf, diese spätestens auf dem DAT zu beantworten. Ansonsten, so hatte sie es zuvor angekündigt, soll ein Plan B gezündet werden.
Doch nach Lauterbachs bösartigem Auftritt im ARD-Morgenmagazin hat sich der Protest verselbständigt. Hunderte Apotheken schicken gerade ihre Defektlisten an Lauterbach, teilweise gibt es auch wütende Beschwerdebriefe an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und an die Bild-Zeitung. Die hat erkannt, dass sich etwas Großes anbahnen könnte: „Apotheker-Aufstand gegen Lauterbach“, so der Titel eines Beitrags in der aktuellen Ausgabe.
Von der Abda hört man dazu seit Tagen – nichts. Statt den Schwung zu nutzen, hält die Standesvertretung an Lauterbachs Videogruß zum DAT fest. Und das, obwohl viele Kolleginnen und Kollegen es gar nicht einsehen, ihre Apotheke zu schließen, um einem Minister zuzuhören, der sie gerade versucht hat, sie öffentlich zu diskreditieren.
Bei der Abda werden offenbar noch große Hoffnungen in das angekündigte Treffen mit Lauterbach Mitte Oktober gesetzt. So könnte sich erklären, dass die nächsten Maßnahmen für November ins Auge gefasst werden sollen. Ob dazu bereits ein Beschluss gefasst wurde, war zunächst nicht zu erfahren.
Die Abda wird viel früher und viel konsquenter eskalieren müssen, wenn die Protestwelle nicht in sich zusammenbrechen soll. Der Unmut an der Basis ist riesig – und Lauterbach hat mit seinen Unterstellungen eine Steilvorlage geliefert, die man nur noch verwandeln muss. Es muss sich nur jemand finden, der sich an die Spitze der Bewegung setzt. Und zwar besser heute als morgen.
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