Gabriele Regina Overwiening wird ab 2021 voraussichtlich als erste Präsidentin die Abda führen. Die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) ist alleinige Kandidatin für das Spitzenamt der Abda. Das geht aus dem Wahlaufsatz für die Mitgliederversammlung am 9. Dezember hervor. Mathias Arnold kandidiert erneut für das Amt des Abda-Vizepräsidenten, das er bereits seit acht Jahren ausübt.
Bereits im März hatte Overwiening ihre Ambitionen auf das Präsidentenamt und die Nachfolge von Friedemann Schmidt öffentlich gemacht. Schmidt scheidet auf eigenen Wunsch nach acht Jahren an der Abda-Spitze zum Jahresende aus dem Präsidentenamt aus. Viel Zeit zur Einarbeitung bleibt Overwiening nicht. Im Herbst 2021 stehen Bundestagswahlen an. Dafür muss die neue Präsidentin die politische Linie für die Abda vorgeben. Auch die Personalpolitik der Abda wird die neue Präsidentin schon bald beschäftigen. Als Altergründen stehen im Hauptamt der Abda ein Generationswechsel in der Führungsebene an.
Bei der Ankündigung ihrer Kandidatur sagte Overwiening, sie sehe die Hauptaufgabe darin, die Apothekerschaft zusammenzuführen und für die politischen Fragen der Zeit aufzustellen. Sie wolle, „dass wir vieles fortführen von dem, was angefangen worden ist. Ich bin bereit, dafür mein Gesicht zu zeigen und meine Stimme zu erheben“, so Overwiening damals. Dabei müsse die Apothekerschaft ihre Unverzichtbarkeit weiter in den Vordergrund stellen. Die aktuelle Corona-Krise zeige einmal mehr die Bedeutung der Apothekerschaft: „Ich behaupte, ohne uns in der Fläche würde das gesamte Gesundheitssystem jetzt schon flachliegen“, so Overwiening. „Für mich ist das Wichtigste, dass Apothekerinnen und Apotheker auf Augenhöhe mit anderen Heilberuflern auf Augenhöhe gesehen werden.“
Mit Blick auf das Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) sehe sie insbesondere die Etablierung pharmazeutischer Dienstleistungen als besonders wichtig an. Die Standesvertretung müsse auf die Einführung strukturiert vergüteter Dienstleistungen hinarbeiten, darin liege die Zukunft des Berufsstands. „Diese ganze Mär von Selektivverträgen und was da durch die Medien wabert, ist unerträglich“, so Overwiening.
Overwiening kam aus persönlichem Interesse zum Apothekerberuf. „Meine Eltern oder Großeltern hatten keine Apotheke.“ Neben der Pharmazie sei es ihr auch um die Versorgung von kranken Menschen gegangen. Nach dem Studium in Hamburg absolvierte sie ihr Praktisches Jahr (PJ) 1986 in Haltern und bildete sich zur Fachapothekerin Allgemeinpharmazie weiter.
Eine eigene Apotheke kam für Overwiening aber zunächst nicht in Frage. Sie war nach der Approbation rund sieben Jahre in der Alten Apotheke in Recklinghausen als angestellte Approbierte tätig. Über ihren damaligen Chef, Rudolf Strunk, kam sie zur Standespolitik. Der Apotheker war nicht nur lange in den Gremien der Noweda engagiert, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender des Versorgungswerkes der Kammer. Er unterstützte Overwiening bei ihrem berufspolitischen Engagement.
Zur Jahrtausendwende kam es auf zwei Ebenen zum beruflichen Wechsel: Overwiening kaufte zum 1. Januar 2000 die Apotheke am Bahnhof in Reken. Die Gemeinde liegt im westlichen Münsterland und zählt rund 14.000 Einwohner. Im Alter von 37 Jahren wagte sie sich als Mutter von damals drei – heute vier – Kindern in die Selbstständigkeit. Ein Jahr später wurde sie politisch richtig aktiv und zum Vorstandsmitglied der Kammer gewählt.
Im Frühjahr 2002 stand der nächste Wechsel an. Die Apotheke sei umgebaut worden, um mehr Diskretion zu erzielen, so Overwiening. An den heutigen Standort ist die Apotheke am Bahnhof 2012 gezogen, etwa 250 Meter von der alten Lage entfernt. „Beim Umzug sind der Diskretion und der Rezeptur dann noch deutlich mehr Beachtung geschenkt worden.“ Die Apotheke ist mittlerweile AMTS-qualifiziert und QMS-zertifiziert. 2004 eröffnete sie außerdem die Apotheke am Benediktushof im Ortsteil Maria Veen und 2015 in Nienborg mit rund 3000 Einwohnern die Burg-Apotheke.
Kammerpräsidentin ist Overwiening seit 2009, davor war sie vier Jahre als Vize tätig. Zudem ist sie seit 2013 Mitglied des geschäftsführenden Vorstands der Bundesapothekerkammer (BAK). Mit dem Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) gab es 2015 ein Zerwürfnis, die Apothekerin stieg aus persönlichen Gründen aus. Seit Anfang 2016 ist sie wieder an Bord. Für die Apothekerkammer ist sie seit fast 25 Jahren tätig. Anfangs als Referentin, seit 1997 als Delegierte der Kammerversammlung, seit 2001 als Vorstandsmitglied, von 2005 bis 2009 als Vizepräsidentin und seit 2009 als Präsidentin und Vorsitzende der Apothekerstiftung.
Arnold, seit 2005 Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt, ist seit 2013 Stellvertreter von Abda-Präsident Friedemann Schmidt. Schmidt wird bei der Wahl der Mitgliederversammlung am 9. Dezember nicht erneut kandidieren.
Zuletzt hatte Arnold auch seine Kandidatur für den Vorsitz der PGEU, der europäischen Apothekerorganisation, angekündigt. Als Stellvertreter von Schmidt befasste sich Arnold insbesondere mit der Gremienarbeit der Abda, kümmerte sich um die Themen Digitalisierung und Kommunikation. Die Arbeit in den einzelnen Gremien mache ihm viel Spaß: „Ich würde mich sehr freuen, wenn die Mitglieder mir erneut ihr Vertrauen schenken und mich wiederwählen.“ Dies empfinde er auch als Wertschätzung seiner bisherigen Arbeit.
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