Schmidt: „Angriff auf Versorgungsstrukturen“ APOTHEKE ADHOC, 23.01.2015 16:19 Uhr
ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat die Forderungen des GKV-Spitzenverbands nach Apothekenketten, Erleichterungen für Filialapotheken, einem Honorarstopp und dem Ausbau des Versandhandels zurückgewiesen. Mit dem Positionspapier zeige der Verband einmal mehr, „dass er den Kontakt zur Versorgungsrealität der Versicherten offenbar vollständig verloren hat“, so Schmidt.
Der Verwaltungsrat des GKV-Spitzenverbands hatte bereits im Dezember in einem Positionspapier zur Arzneimittelversorgung zehn Handlungsfelder für Qualität und Finanzierbarkeit erarbeitet. Bei deren Vorstellung sprach sich Verbandsvize Johann-Magnus von Stackelberg heute unter anderem dafür aus, den Apothekenmarkt umzukrempeln.
„Schon wieder fordern die Krankenkassen Fremd- und Mehrbesitz beziehungsweise Kettenbildung bei Apotheken, einen Honorarstopp und den Ausbau des Internetversandhandels“, kontert Schmidt. „Schon wieder reden sie der Zerstörung bewährter Strukturen das Wort, die eine gute und flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland garantieren.“
Aus Sicht von Schmidt stellen die Kassen damit „ohne Not den gesellschaftlichen Konsens in Frage, dass unsere Gesundheitsversorgung qualitativ hochwertig, wohnortnah und in der kooperativen Verantwortung der Selbstverwaltungsakteure organisiert werden soll“.
Das sieht der ABDA-Präsident kritisch: „Das bisherige Miteinander von Kassen und Heilberufsgruppen solle offenbar einer 'schönen neuen Welt' weichen, in der Gesundheitskonzerne mit ungebremstem Profitstreben dominieren und der Patient seinen Apotheker allenfalls vom Computerdisplay kennt.“
Schmidt zeigt sich überzeugt, dass die Kassen damit den falschen Weg beschreiten: „Mit solchen Vorstellungen, die vor allem Ausgabenkürzungen und Leistungseinschränkungen für Versicherte bedeuten, wird die gesetzliche Krankenversicherung die Herausforderungen des demographischen Wandels sicher nicht bewältigen.“
Aus diesem Grund will der ABDA-Präsident nun auch die Zusammenarbeit mit den Kassen überdenken. Die Apothekerschaft habe bislang zwar immer einen kooperativen Ansatz im Umgang mit den Krankenkassen gesucht. „Angesichts der fortgesetzten Angriffe auf unsere Versorgungsstrukturen müssen wir uns jetzt aber fragen, ob dies auch in Zukunft so bleiben kann.“
In seinem Positionspapier greift der GKV-Spitzenverband nicht nur die alte Forderung nach einer Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbots auf. Weiterentwicklungspotenzial sehen die Kassen außerdem beim System der Haupt- und Filialapotheken.
Der Verband will dafür Sorge tragen, dass Filialen nicht mehr genauso wie Hauptapotheken ausgestattet sein müssen. Selbst auf einen Approbierten kann aus Sicht der Kassen verzichtet werden – durch Teleassistenz könnte pharmazeutisches Fachpersonal mit dem Apotheker in der Hauptapotheke verbunden werden.
Aus Sicht der Kassen sollen darüber hinaus der Versandhandel und der selektivvertragliche Wettbewerb gestärkt, Pick-up-Stellen erlaubt bleiben und die Vergütung der Apotheker „auf Basis repräsentativer Daten“ weiterentwickelt werden. Zukünftige Honorarerhöhungen sollen demnach nur bei Nachweis über einen gestiegenen Aufwand und gestiegene Kosten vorgenommen werden.