Rund einen Monat nach der Leitbild-Debatte auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) greift der ABDA-Vorstand das Thema in dieser Woche erstmals wieder auf. In den Mitgliedsorganisationen gibt es offenbar immer noch offene Fragen: In einem Brief an ABDA-Präsident Friedemann Schmidt kritisiert Lutz Engelen, Präsident der Apothekerkammer Nordrhein, dass bis heute die Ziele nicht klar seien.
Die Kammer unterstütze im Kern alle Strategien, um den freien Heilberuf weiterzuentwickeln, fasst Engelen das Ergebnis einer Vorstandssitzung zusammen. „Leider ist es dem Vorstand bis heute nicht bewusst, welche Ziele mit der initiierten Leitbild-Diskussion tatsächlich verfolgt werden und wie eine solche Diskussion strukturiert und transparent geführt werden kann“, heißt es in dem Schreiben.
Die ABDA müsse zunächst festlegen, in welcher Form über das Leitbild diskutiert werden solle, erklärt Engelen sein Schreiben. Dabei solle nicht 2030, sondern vielmehr 2014 angepeilt werden. Außerdem sei nicht klar, ob es sich um eine Diskussion über Leit- oder Berufsbild handele.
Eine allzu verbindliche Definition des Leitbilds sei „nicht zielführend“, kritisiert Engelen: Die Ausrichtung des Berufsstandes sei durch den rechtlichen Rahmen, Studien oder Projekte wie das ABDA/KBV-Modell ohnehin seit Jahren festgelegt.
Die Kammer warnt außerdem vor einer falschen Auslegung der Leitbild-Diskussion bei der Politik. Bei Honorarforderungen könne es sonst heißen: Macht erst einmal eure eigenen Hausaufgaben, bevor es mehr Geld gibt. Diese Taktik sei bereits mehrfach zum Nachteil der Apothekerschaft wie etwa beim AMNOG angewendet worden, so Engelen.
Die Diskussion in der Öffentlichkeit dürfe die dringende Forderung nach einer besseren Vergütung nicht durchkreuzen. Der Kammerpräsident befürchtet, dass durch die Diskussion in die falsche Richtung führt und die „Apotheke als Logistikdienstleister“ endet.
Laut Engelen müssten bei der Debatte auch die Bedürfnisse einer alternden Gesellschaft berücksichtigt werden. Die Erwartungen der Patienten an die Apotheke wie etwa eine mögliche Ausweitung des Botendienstes müssten mit einfließen, betont er. Es gehe aber auch um die Sicherung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Apotheke.
Auch der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) hat bei der Leitbild-Debatte vor einer zu engen Konzentration auf pharmazeutische Kernbereiche gewarnt. Die Bevölkerung erwarte mehr als reine Pharmazie, sagte Verbandschef Dr. Klaus Michels. Konkreteres hierzu war bislang nicht zu erfahren.
Die ABDA-Spitze hatte beim Apothekertag drei Stunden über das neue Leitbild gesprochen. Delegierte und Basis-Apotheker konnten ihre Fragen stellen. Engelen und Michels sind ihre Fragen offenbar erst später gekommen: Beide hatten sich in Düsseldorf nicht zu Wort gemeldet.
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