Bundesgesundheitsminister

Schonfrist für Gröhe Alexander Müller, 21.01.2014 09:16 Uhr

Berlin - 

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) war eine der Überraschungen im Kabinett Merkel III. Der ehemalige Generalsekretär seiner Partei hatte mit Gesundheitspolitik bislang wenig bis gar nichts am Hut. Offenbar gönnt ihm die Branche daher eine gewisse Eingewöhnungszeit in dem anspruchsvollen Ressort. Auch die ABDA und der Phagro haben noch nicht im BMG vorgesprochen.

Ein erstes Aufeinandertreffen zwischen Gröhe und ABDA-Präsident Friedemann Schmidt gab es am vergangenen Donnerstag beim Neujahrsempfang der deutschen Ärzteschaft. Er habe keine Zweifel, dass so ein erfahrener Politiker sich schnell in das Thema einarbeiten werde, sagt Schmidt.

Einen Termin im Ministerium hat sich der ABDA-Präsident bewusst noch nicht geholt. Man müsse der neuen Führung ein bisschen Zeit geben, zueinander zu finden und sich einzuarbeiten, so Schmidt. Das erleichtere anschließend die inhaltliche Auseinandersetzung. „Denn einen Handshake-Termin braucht Herr Gröhe nicht, und wir auch nicht“, so Schmidt.

Weniger zurückhaltend war der Hessische Apothekerverband (HAV): Vize Hans Rudolf Diefenbach hatte nachdrücklich auf das wachsende Problem der Lieferengpässe hingewiesen und eine Reaktion von Gröhe eingefordert. Auch wenn der Minister laut eigener Aussage kein ausgewiesener Gesundheitspolitiker sei, werde er die unhaltbaren Zustände erkennen, so Diefenbach.

Wie die ABDA wollen sich auch die Großhändler in Berlin nicht aufdrängen: „Wir stehen da nicht an erster Stelle und lassen es langsam angehen. Für einen neuen Bundesgesundheitsminister gibt es andere Themen als den pharmazeutischen Großhandel“, sagt Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper.

Überdies ist der Phagro noch in der Vorbereitung. Die Großhändler hatten zunächst Daten gesammelt, wie sich ihr Geschäft seit der Honorarumstellung entwickelt hat. Seit 2012 erhalten die Großhändler eine Fixpauschale von 70 Cent pro Rx-Packung sowie eine prozentuale Marge von 3,15 Prozent. Der Phagro hatte sich für dieses neue Vergütungsmodell eingesetzt, will jetzt aber nachjustieren. Auf eine konkrete Forderung habe man sich aber noch nicht festgelegt, so Trümper.

Im Vorfeld der Expopharm hatte Noweda-Chef Wilfried Hollmann gegenüber dem damaligen Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) schon eine Zahl genannt: Das Fixhonorar pro Packung solle von 70 auf 93 Cent angehoben werden, so Hollmann damals. Diesen Betrag hatte der Phagro schon 2010 in die Verhandlungen um das Fixhonorar als kostendeckend selbst ausgerechnet.

Gröhe hat in den ersten Wochen als Minister bereits eine Qualitätsdebatte in der ambulanten Versorgung angestoßen. Auch das schwierige Thema Sterbehilfe hat er schon auf die Agenda gesetzt.