ABDA nimmt Importquote ins Visier Patrick Hollstein, 16.09.2014 12:20 Uhr
Die ABDA hat sich den Kampf gegen Arzneimittelfälschungen auf die Fahne geschrieben. Zwar sei der illegale Arzneimittelhandel nach wie vor das Haupteinfallstor. Doch in den vergangenen Monaten sind immer wieder Plagiate auch in den Apotheken aufgetaucht. Zum Auftakt des Deutschen Apothekertages (DAT) in München forderte die ABDA daher eine „Verkürzung der Vertriebswege“ – sprich eine Abschaffung der Importquote.
Laut Dr. Andreas Kiefer, Präsident der Bundesapothekerkammer (BAK), haben die Apotheken ihre „Türsteherfunktion“ bislang zu 100 Prozent erfüllt: Bis heute sei kein Fall dokumentiert, in dem eine Fälschung den Patienten erreicht habe. „Wir wollen, dass das so bleibt“, so Kiefer. Da die Fälscher aber „immer professioneller“ würden, fühle sich der Berufsstand in der Pflicht, auf das Thema aufmerksam zu machen. „Arzneimittelfälschungen sind konträr zu Arzneimittelsicherheit“, so Kiefer.
Alle Fälschungen – mit Ausnahme von Omeprazol – seien bislang auf der Seite der Parallelimporteure aufgetaucht, so Kiefer. Original- und Generikahersteller seien bislang dagegen nicht betroffen. Auch aus Sicht von Fritz Becker, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), sind Reimporte „besonders anfällig“: Die Vertriebswege würden immer komplexer; zunehmend kämen Arzneimittelmakler und -vermittler ins Spiel. Je länger aber die Vertriebswege würden, umso einfacher werde es, Fälschungen in die legale Vertriebskette einzuschleusen, so Becker.
Der DAV-Chef wies darauf hin, dass Importeure nur ein „stark vereinfachtes Zulassungsverfahren“ durchlaufen müssten. Eine Laborprüfung für den Wirkstoff sei nicht vorgeschrieben – laut Becker die „größte Sicherheitslüge” im Arzneimittelmarkt.
Becker rechnete vor, dass Importe rund 7,5 Millionen Packungen im Wert von 1,9 Milliarden Euro ausmachten. Zum Vergleich: Der Gesamtmarkt kommt auf 633 Millionen Packungen und 30 Milliarden Euro. Das Einsparvolumen durch Importe liege aktuell bei 91 Millionen Euro – laut Becker kein Vergleich zu den Rabattverträgen mit mehr als 3 Milliarden Euro, Herstellerabschlägen von 2,4 Milliarden Euro.
Diese geringen Einsparungen rechtfertigten die Sicherheitslücke nicht. Dazu kommen der immense Bürokratieaufwand für die Apotheken, etwa wegen Retaxationen oder Lieferproblemen.
Auch das Urteil des Sozialgerichts Koblenz führt laut Becker zu Problemen, wenn der Arzt Importe mit Aut-idem-Kreuz verordnet. „Der Aufwand wird immer größer, das Korsett immer enger. Es muss etwas geschehen, damit wir unsere pharmazeutischen Bedenken geltend machen und besser reagieren können.“
Laut ABDA-Präsident Friedemann Schmidt sind Arzneimittel nur so sicher, wie ihr Vertriebsweg ist. „Daher plädieren wir dafür, alles, was geeignet ist für Unsicherheit zu sorgen, einzuschränken oder auszuschließen.“
Die Handlungsspielräume der Apotheken als „letzte Barriere vor dem Patienten” sollten erweitert werden, so Schmidt. So gehöre die „antiquierte Regelung der Importquote” abgeschafft, ein entsprechender Antrag wird auf dem DAT besprochen. Außerdem fordern die Apotheker detaillierte Informationen über die Arzneimittelherkunft und umfängliche Laborprüfungen bei Grenzübertritt. „Wir wollen uns bei Importware darauf verlassen können, dass das drin ist, was drauf steht.“
Schmidt verwies auf den Herkunftsnachweis, den die HIV-Schwerpunktapotheken bereits fordern. „Wir wollen keine Bürokratielawine auslösen. Wir sind für ein risikobasiertes Vorgehen. Niemand ist dafür besser geeignet als die Apotheker.“
Flankierend hatte Schmidt sich bereits in einem Interview mit der Apotheken Umschau und im ZDF-Morgenmagazin zu diesen Themen geäußert.